BärnieBärchen
erfahrenes Mitglied
Hallo zusammen,
auf Anregung von burki und Annette & Hartmut (mlini83) stelle ich hier noch einmal meinen gesamten Reisebericht ein.
Ich wünsche allen Lesern vile Spaß und schöne (eigene) Erinnerungen.
Gruß Bernd
Teil 1: „Die Vorbereitungen“
Februar 1981: Kumpel Achim hatte eine Stelle in einer städtischen Freizeiteinrichtung für sein Anerkennungsjahr bekommen und ich hatte mein Vorexamen bestanden. Jubel!! Und was nun? Urlaub! Und wohin? Dunkeltuten!
Irgendwann machten Freunde meiner Eltern uns auf Jugoslawien, speziell Istrien, aufmerksam. Hörte sich soweit gut an. Nur, die Freunde waren immer im Hotel und wir wollten Camping: den Duft von Freiheit und Abenteuer; das Geschnarche aus dem Nachbarzelt und den Ehekrach aus dem Nachbarwohnwagen. Ja, so sollte es sein!
Die Freunde empfahlen uns, natürlich vom Hörensagen, den Campingplatz Zelena Laguna in der Nähe von Porec. Vorher anmelden nicht nötig, mit einem Zelt bekommt man immer Platz. „Und denkt dran, ist Ostblock! Gibt nicht immer alles! Und ihr mit eurer großen Klappe, öfter mal die Schnauze halten!“
Hatten wir uns das wirklich richtig überlegt? Egal, Augen zu und durch. Wird schon alles schief gehen. Und wenn nicht, ab nach Rimini! Ist auch Adria, die Sonne geht nur auf der anderen Seite unter!!!
In unserer Clique waren wir die Helden. Zwei Mädels, Sigrid und Brigitte, wollten unbedingt mit uns reisen. Kein Problem, das senkt die Kosten. Es wurden Pläne geschmiedet.
Am Ende hatten wir alles nach unserer Meinung bestens vorbereitet: 2 Super-Autos (VW-Käfer, 1202 und 1303, geile Spritfresser), 1 Riesen-Hauszelt, sau-schwer (war ja noch aus Baumwolle) Gaskocher mit 11kg Gasbuddel, unzählige Konserven mit Fertiggerichten, und 100 Dosen vom feinsten Bremer Dressler-Pils; „Ist ja Ostblock, gibt nicht immer alles!“ Und 2 flotte Mädels für .......
An gültige Reisepässe, grüne Versicherungskarte, Postsparbuch und Euroschecks hatten wir natürlich auch gedacht. Nun sollte es losgehen, am Sonntag den, 26. Juli 1981, für mindestens 3 Wochen, oder solange das Geld reicht.
("Grundnahrungsmittel", versteckt unter einer Käfer-Sitzbank)
Teil 2: „Die Reise“
26. Juli 1981, 16.30 Uhr bei Kumpel Achim: Die beiden Mädels sind schon seit 10 Minuten da und schnattern wir ne Horde Möwen im Fischhafen; laut und für Männerohren unverständlich!
Jetzt ist es soweit, das Abenteuer kann beginnen. Letzter Check, haben wir an alles gedacht? Zelt, Geld, Papiere und das gute Dressler-Pils? Jau, alles klar, fertig zum auslaufen!! Anker lichten und ab dafür!!
Au weia, Nein!! Achims Mutter kommt mit den letzten Ratschlägen! Fehlt nur noch, dass sie uns mitteilt, wie wichtig es ist, jeden Tag die Unterhose zu wechseln! Aber wer mit wem hat sie nicht gesagt!!!
17.00 Uhr, auf geht’s. Die Mädels fahren zuerst, gen Süden, bis es dunkel wird. Schlappe 1500 km liegen vor uns. Und die Tachonadel zittert sich bei flotten 100 km/h ein und brennt sich dort fest. Zu der Musik von Barcley-James-Harvest, Creedence Clearwater Revival und Meat Loaf, natürlich volle Dröhnung, was das gute Blaupunkt Essen mit Cassette und ARI so hergab, fuhren wir ins Ungewisse und immer gerade aus. Was natürlich nicht fehlen durfte und in Jugoslawien absolut verboten war: CB-Funk! Und natürlich mit Nachbrenner! (Hallo Oldies: War damals echt der Bringer! Hallo Kids: Es gab damals noch keine Handy’s!!) Endlich konnten wir Männer ungestört reden, die Mädels fuhren ja....
Aber nicht mehr lange: Kasseler Berge! Für Ungeübte mit voll beladenem Auto eine Katastrophe. Nach der ersten Steigung fanden wir uns auf der Standspur wieder. Also Fahrerwechsel und danach konnten die Mädels quatschen. Langsam wurde mir sonnenklar, warum CB-Funk in Jugoslawien verboten war!!!! Doch was vergessen: Ohropax!
Es ging die Nacht durch. Als es langsam wieder hell wurde, so gegen 06.00 Uhr, waren wir in der Nähe von München. Wenn Engel verreisen: Strahlender Sonnenschein! Nach einer kurzen Frühstückspause ging’s weiter: Salzburg, Tauerntunnel, Villach. Jetzt hieß es erst einmal CB-Antenne abbauen, sonst Mecker. Und dann kam die absolute Herausforderung für Mensch und Maschine: Der Wurzenpass! Dagegen waren die Kasseler Berge echt ein Spaziergang! Aber auch das haben wir mit Bravour gemeistert, ohne CB-Gequatsche der Mädels!!
Die Grenzkontrolle zum „Ostblock“ war easy und der Rest der Strecke bis zum Campingplatz Zelena Laguna ein Kinderspiel. Nach knapp 24 Stunden und 1500 km hatten wir unser Ziel erreicht.
Teil 3: „Der Urlaub“
27. Juli 1981, gegen 17.00 Uhr. Wir hatten ohne große Schwierigkeiten den Campingplatz Zelena Laguna gefunden. Geschafft! Jetzt schnell anmelden, Zelt aufbauen, duschen und dann mal sehen, was unsere Vorräte so hergeben.
Zu unserem Erstaunen ging das mit dem Anmelden schnell und unkompliziert. Wieso eigentlich? Wir waren doch im Ostblock!! Die Suche nach einen geeigneten Platz erwies sich schon komplizierter, 4 Personen und 3 Meinungen!! (Kumpel Achim und ich waren natürlich einer Meinung, aber die Mädels...) Egal, irgendwann hatten wir einen Platz, jetzt aber hurtig das Zelt aufgebaut. Man war das heiß hier, egal, nach der Arbeit ist Urlaub! Und was machten die Mädels? Klappstuhl raus und hinsetzen! „Wir sind ja so kaputt von der langen Fahrt!“ Hallo??? Das gibt’s doch nicht. Wer ist denn hier gefahren??
Darauf brauchten wir erst einmal ein Bier! Die Erwartungen auf die leckere Erfrischung aus der grün-weißen Dose wurde aber jäh zunichte gemacht, als zuerst mindestens die Hälfte des Inhalts in einer hohen Schaumfontaine entfleuchte und dann der erste Schluck sich im Mund urplötzlich um ein vielfaches zu vermehren drohte und aus der Nase wieder austreten wollte. Von der stark erhöhten Temperatur des Gerstensaftes ganz zu schweigen.
Ich war bedient! In meiner Enttäuschung vernahm ich irgendwie eine Stimme: „Na Jungs, wollt ihr n kaltes Pivo?“ Hä? Pivo? Vor uns stand mit einem unverschämt breiten Grinsen Michael aus Hameln. Er hatte sein Zelt in unmittelbarer Nachbarschaft zu unserer Residenz. „Wohl ne lange Fahrt gehabt. Na dann Prost!“ Wie sagte früher meine Mutti noch? Nichts von Fremden annehmen? Egal, Durst ist schlimmer als Heimweh! Aber was mag das sein in diesen dunkelbraunen, mit unleserlich rotem Etikett versehenen Halbliterflaschen? In weniger als 10 Sekunden konnte ich das nicht definieren. So lange brauchte das kühle Nass aus der Flasche in meine Kehle! Jetzt ging’s Achim und mir erheblich besser. Und zu dritt war das große Hauszelt im Handumdrehen aufgebaut. Und unsere Mädels dümpelten immer noch vor sich hin.
„Danke, Michael. Dafür laden wir Dich nachher zum Essen ein. Mal sehen, was wir so alles mitgebracht haben!“
„Dosenfraß? Selber kochen? Bei euch piept’s wohl! Neu hier, was?“ Michael war entrüstet. Mein Einwand bezüglich Ostblock und Versorgungslage verkniff ich mir, wollte mich doch nicht als absolutes Greenhorn outen. „Na ja, schlag was vor!“ Kurz um, nach dem Duschen und noch 2 Pivo, langsam kamen wir auf den Geschmack, entführte uns Michael, mit den Mädels, in ein Restaurant in der Nähe des Campingplatzes. Es war schlicht und ergreifend genial! Nix mit Ostblock und so, ganz im Gegenteil. Wer hatte denn das bloß erzählt? Über diese Frage bin ich dann, nach einem sehr guten und reichhaltigen Essen und diverser Pivo, mit einem Lächeln auf den Lippen eingeschlafen. Es war schon weit nach Mitternacht. Und die Mädels hatten ihre Luftmatratzen nicht aufgepumpt! Und Morgen ist Urlaub! Und sowieso......
Teil 4: „Der Urlaub geht weiter...“
Der erste Morgen unter südlicher Sonne, Na ja, es war schon gegen Mittag! Es tat mir alles weh. Eine der Mädels hat sich des Nachtens meine Luftmatratze angeeignet. Und ich hab’s bis heute nicht rausbekommen, wer das war. Jetzt erst mal frühstücken: Nescafé, Aspirin und ne Zigarette! Kumpel Achim kam mir mit einer dampfenden Tasse entgegen. Er sah kaum besser aus als ich. Aber Kaffee kochen konnte er. Und später nach der Dusche war die Welt schon fast wieder in Ordnung.
Die Mädels waren schon mit Michael am Strand. Achim und ich erkundeten erst einmal die Nachbarschaft und den Campingplatz. Und dann holte uns die unbarmherzliche Wirklichkeit wieder ein: Zu Hause anrufen, sonst gibt’s Mecker von Muttern!!! Daran hatten wir ja überhaupt nicht mehr gedacht. An der Rezeption gab man uns den Tipp, nach Porec ins Postamt zu fahren, das ist günstiger und klappt immer. (Hallo Kids, wie schon erwähnt, das Handy war noch nicht erfunden!!)
Nun denn, ab nach Porec. Achim musste fahren. Die Beschreibung war gut und wir fanden das Postamt auf Anhieb. Fast nur Touries hier im Postamt, so auch viele „Weißkäse“ wie wir. Gleich aber ab in die Sonne, so kann man ja nicht rumlaufen. Unsere Gespräche waren kurz und bündig, wir wollten unser Geld ja nicht verschwatzen.
Zurück zum Campingplatz und gleich an der Rezeption Vollbremsung: Kumpel Achim und ich schauten uns an, ohne Worte, denn wir verstanden uns: Der kleine Zeiger geht wieder bergab, genau die richtige Zeit für ein Pivo!!!!! Unmittelbar nach dieser grandiosen Entscheidung stellte ich fest, dass der kleine Kerl mit dem Hammer in meinem Hinterkopf nicht schwimmen konnte: Das Klopfen hörte auf!
Wir gingen zum Strand, die Mädels und Micha suchen. Aber das war nicht möglich. So ein kleiner Betonstrand und rappelvoll.
Am Abend wurden wir aufgeklärt. Der Strand gehörte zum Hotel Delfin und zum CP. Und wenn man die Fülle nicht mag, sucht man sich eine der vielen kleinen Felsenbuchten oder ging zum FKK-Strand. Wieder was dazugelernt.
Am nächsten Morgen, die Nacht verbrachte ich auf meiner Luftmatratze, gab es ein Frühstück ohne Kater. Danach machten wir fünf uns auf, eine Bucht zu suchen, vorbei an dem schon gut besuchten Betonstrand. Und dann fanden wir eine Bucht, die bis zum Ende des Urlaubs „unsere Bucht“ bleiben sollte. Und jeden Abend solche Sonnenuntergänge...
Teil 5: „Der Urlaub geht immer noch weiter...“
Warum heißt es eigentlich „Leben wie Gott in Frankreich?“ War der große Chef eigentlich noch nie in Istrien an der Adria? Hat er aber was verpasst, der Gute, ehrlich!
Ich liege auf meiner Luftmatratze auf der spiegelglatten Adria und dümpele so vor mich hin. Was geht mir das doch gut. So kann man Urlaub machen, gut und günstig und alles ist in ausreichenden Mengen vorhanden. Ob es der einheimischen Bevölkerung auch so gut geht, darüber habe ich mir damals keine Gedanken gemacht. Wir waren jung und abenteuerlustig, heute ist die Party!
„Magst n Bier?“ Kumpel Achim kam mit seiner Luftmatratze angedümpelt. Wir hatten schon seit Tagen unsere Dosen Dressler-Pils in einer Sporttasche in der Adria versenkt. Somit war die Versorgungslage in „unserer Bucht“ gesichert. Nur leider wurde das Bier nie kälter als die Adria. Egal, wir wollten es auch nicht wieder mit nach Hause nehmen. Und beim Öffnen der Dosen ging sowieso immer das meiste flöten!
Auf dem Campingplatz hatten wir uns mit unseren Dosen in der Nachbarschaft Freunde gemacht. „Ohh, deutsches Bier!!“ Was hatten die gegen Pivo? Ging doch sehr gut über’n Knorpel! Ok, damals wusste ich auch noch nicht einen halbtrockenen Spätburgunder zu schätzen und trank dessen lieber einen honigsüßen Prosek. Aber gegen ein Pivo war doch nichts einzuwenden.
Und dann das Essen: Einfach genial. So gut und günstig hatte ich lange nicht mehr gegessen; außer bei Muttern! Besonders schätzen gelernt haben wir die kleinen Konobas außerhalb der Touristenansammlungen. Besonders in Erinnerung geblieben war der Krug mit rotem Landwein, in dem geröstete Weißbrotstückchen schwammen. Und dazu gegrilltes Spanferkel.
Natürlich durften hin und wieder die abendlichen Spaziergänge durch die engen Gassen von Porec nicht fehlen.
Auch ließen wir uns ab und an den Schmalz aus den Ohren pusten, wenn wir die Nacht im lautesten Bums-Schuppen, den „Club International“, an der Zufahrt zur Zelena Laguna verbrachten.
Und seit kurzer Zeit unser „ständiger Begleiter“: F 57! Wer kennt sie noch, die grün-weiße Packung, roter Aufdruck –F 57-, mit 20 Filterzigaretten für weniger als 1 DM??? Nach 2 Tagen hatte man sich an den Geschmack gewöhnt. Woran ich mich nie gewöhnt hatte: Die Lungentorpedos steckten mit dem Filter nach unten in der Packung. Wie oft hatte ich den Filter zuerst angezündet....
Teil 6: „Was sonst noch so los war...“
Natürlich ist es schön und entspannend, den ganzen Tag am Wasser zu liegen und das schöne Nichtstun zu genießen. Damit das aber nicht zu langweilig wird, haben wir selbstverständlich auch ein wenig „in Kultur“ gemacht. So durfte ein Ausflug nach Pula mit Besuch des Amphitheaters nicht fehlen. Von unschätzbarem Wert war da die Begleitung einer Architekturstudentin, die wir auf unserem Campingplatz kennen gelernt hatten. Mit ihren Augen, geschichtlichem Hintergrundwissen und ihrer Kenntnis der unterschiedlichen Baustile erschien das „kleine Kolosseum“ und auch die Altstadt Pulas in einem ganz anderen, interessanteren Licht. Urplötzlich waren das nicht mehr halbfertige Ruinen und muffige Altbauten, nein, die Geschichte und die damalige Bautechnik erschien uns plötzlich lebendig. Erst später lüftete sie das Geheimnis ihres Wissen: Sie studierte in Trier und wer die älteste Stadt Deutschlands ein wenig kennt, wird sicher viele Parallelen zu Pula entdecken.
Ein Besuch des Limfjords stand ebenfalls auf dem Programm, aber außer der kurvenreichen Strecke, der gediegenen Fischerkneipe direkt am Wasser und des tollen Panoramas fehlen mir hier ein wenig die Erinnerungen. Beeindruckend war es aber allemal.
Beeindruckend und unvergesslich blieb mir aber unser Besuch am FKK-Strand südlich vom Campingplatz Zelena Laguna. Nicht dass wir spannen wollten, nein wirklich nicht, denn wie Mädels und Buben ohne Klamotten aussehen, wussten wir schon etwas länger!!! Uns interessierte vielmehr die schon damals viel gepriesene Atmosphäre an einem textillosen Strand. War es nur ein Mythos oder war etwas Wahres dran?
Wir machten uns gleich nach dem Frühstück auf den Weg. Kumpel Achim klaubte unsere letzten Dosen Dressler-Pils zusammen und auf ging’s. Wir suchten uns ein Plätzchen mit Baum, also ausreichend Schatten, damit nicht unsere bis dato bedeckten Allerwertesten der gnadenlos heißen Sonne zum Opfer fallen sollten. Lichtschutzfaktor 50 oder Sunblocker gab es seinerzeit nicht in unserem Wortschatz.
So lagen wir mit unseren Mädels da, gingen hin und wieder schwimmen und warteten geduldig auf „das Besondere“! Das kam dann gegen Mittag, „High Noon“ sozusagen, in persona eines verliebten, englischen Pärchens so um die Mitte 20, frisch eingeflogen von der britischen Insel; quasi Frischfleisch! So weiße Haut im farblichen Zusammenspiel mit dermaßen roten Haaren (nicht gefärbt, eindeutig!!!) bei beiden, hatte ich nie zuvor gesehen. Und was machten die beiden? Das Mädel legte sich mit den Füßen in Richtung Mittagssonne textillos und ungeschützt danieder. Ihr Partner erwies noch soviel Vernunft und bettete sich unter einen Baum.
Kumpel Achim knackte eine Bierdose: „Ist die wahnsinnig? Die verbrennt sich doch alles! Das schau ich mir an!“ Er sollte Recht behalten. Unsere Mädels konnte das nicht mit ansehen und versuchten, sie von ihrem Vorhaben abzubringen.; vergeblich. Am Nachmittag quälte sie sich schweren Schrittes Richtung Hotel. Kumpel Achims Kommentar: „Mir tut ihr Freund Leid. Der hat jetzt 2 Wochen Schonzeit!“
Wenn das die besondere Atmosphäre war.....
Teil 7: „Alles hat ein Ende... Die Heimreise!“
Nach vorzüglichen 3 Wochen Urlaub machten wir uns auf den Heimweg. Selbstverständlich wurde am vorletzten Abend noch einmal mit allen neuen Bekannten der Abschied gefeiert.
Da war zum einen der Michael aus Hameln mit seiner 650er Yamaha (Chopper!). Nach seinen Erzählungen war er eigentlich alles und hatte auch schon alles gemacht. Wenn es passte war er Student oder Maurer; Sozialarbeiter oder Soldat; ..., für mich war er einfach ein Lebenskünstler. Seinen Worten nach war er schon seit 3 Monaten in Porec. Er lebte auf dem Campingplatz in einem kleinen Zelt und hin und wieder war er für 2-3 Tage verschwunden. Dann hatte er sich irgendwo ein wenig Geld verdient. Lebenskünstler halt!
Bébé und Rainer aus Auersmacher im Saarland. Beide studierten unter der Woche in Trier; Bébé war unsere Architektur-Reiseführerin in Pula. Die beiden waren mit Birgit und Andreas aus dem Nachbarort Klein Blittersdorf mit den Motorrädern in Zelena Laguna. Für damalige Zeiten hatten die beiden Wahnsinns-Maschinen; Suzuki GS 1000 (Rainer) und Moto Guzzi 850er Le Mans II! Irgendwie hat mich das geprägt...aber dazu kommen wir noch! Mit diesen vier netten Menschen hatte ich noch lange Kontakt, aber die Interessen wandelten sich, die Beziehungen gingen auseinander und zum Schluss hatte ich noch bis vor etwa 10-12 Jahren mit Rainer Kontakt, dann verlief es sich auch hier, leider...
Erwähnen möchte ich hier aber noch ganz besonders einen mir namenlosen Albaner. Er kam am Nachmittag unseres 2. Urlaubstages zu uns ans Zelt und bat um Feuer. Natürlich konnte keiner des anderen Sprache, aber es klappte. Er wollte sich einen „Albanischen Mokka“ zubereiten und lud Kumpel Achim und mich ein. Es war unbeschreiblich; wir verständigten uns mit Händen und Füßen; mit Zeichnungen und Landkarten; und vor allen Dingen: Mit einem Lächeln!!
Wir verbrachten den ganzen Nachmittag zusammen und nach dem 2. Mokka (boah, hatte ich Herzrasen!) verabschiedete er sich genauso freundlich, wie er uns unverständlich vor Stunden begrüßt hatte. Er wollte mit seinem 2-Takter-Mokick weiter Richtung Norden; nach Österreich, die Schweiz oder nach Deutschland um zu arbeiten. Er fuhr nachts, da war es angenehmer. Und am Tage schlief er irgendwo in seinem kleinen Zelt. Es gibt interessante Lebenswege, die kreuzen sich einmal und dann nie wieder...
Samstag, 16. August 1981: Es ist soweit. Die letzten Sachen werden gepackt, das Zelt verstaut und da, wo auf der Hinfahrt noch das leckere Dressler-Pils versteckt war (Kumpel Achim und ich und noch viele andere hatten es „vernichtet“) da wurden jetzt die alkoholischen Leckereien aus Jugoslawien deponiert. Und natürlich mehr als die erlaubte Menge F57, die leckeren jugoslawischen Zigaretten.
Um 10.00 Uhr ging’s los, vollgetankt und ab dafür. Das gute Blaupunkt Essen spielte die letzten jugoslawischen Weisen, bevor es mit „Born to be wild“ den Wurzenpass empor ging.
Und hatten Achim und ich nicht wieder den Mund zu voll genommen? Am vorletzten Abend versprachen wir den Saarländern, dass wir auf unserer Heimreise auf’n Käffchen vorbei kommen würden!! Gesagt, getan. Am Sonntag so gegen 10.00 Uhr trafen wir in Klein Blittersdorf ein, tranken Kaffee, nickten noch einmal kurz weg und machten uns dann auf den Weg Richtung Norden und immer geradeaus!
Irgendwann Sonntag Nacht, oder war es schon Montag Morgen, waren wir wieder zu Hause in Bremerhaven, brachten die Mädels noch weg und dann war Feierabend. Urlaub Ende.
So, liebe Freunde, das war’s. Mein Urlaubsbericht Jugoslawien 1981.
Oder doch nicht??? Nein, wie oben beschrieben hat es ja noch mit den Motorrädern etwas auf sich. Genau. Dieses Virus ereilte mich dermaßen, dass ich im Frühjahr 1982 die Fahrerlaubnis Klasse 1 erwarb. Und im Frühjahr 1983 kaufte ich mir über die Vermittlung von Rainer meine Suzi GS 750 in Trier, natürlich zusammen mit Kumpel Achim und dann nicht mit Dressler-Pils, sondern mit Bitburger und leckeren Moselwein.
So, liebe Freunde, das war’s nun!
Oder doch nicht??? Nein, burki und Torsten warten doch sehnsüchtig und ungeduldig auf eine Aufklärung. Was war denn nun mit Brigitte und Sigrid? Techtelmechtel unter jugoslawischer Sonne? Ist eine der beiden meine Ex-Verlobte von 198? ? Und was ist aus uns Vieren so geworden?
Ok, mit Sigi hatte ich nie was im Sinn, aber sie war eine gute Freundin. Der Beruf und die Liebe ließen sie Bremerhaven verlassen, seit mehr als 20 Jahren habe ich nichts mehr von ihr gehört.
Mit Biggi wollte ich mal was, aber sie nicht. Dann wollte sie, aber ich nicht, und so weiter, und so weiter.... es wurde nichts!!! Auch hier verlief es sich nach und nach, sie verließ auch Bremerhaven.
Kumpel Achim machte sein Anerkennungsjahr, bekam dann keine Anstellung, jobte hier und da und heiratete dann aus Vernunft! Nach 2 Kindern und 2 gescheiterten Ehen haben sich unsere Interessen sehr weit voneinander entfernt. Man sieht sich hin und wieder...
Und ich? Ich wollte nie erwachsen sein! Das Virus Jugoslawien hat mich damals infiziert, deshalb begeisterte ich andere Freunde und wir fuhren 1982 wieder nach Porec.
Aber dann, im Frühjahr 1987; hallo burki, hallo Torsten; da lernte ich meine Ex-Verlobte und heutige Ehefrau kennen. Und unser 2. Urlaub 1987, nach Paris (der Liebe wegen!), führte uns mit der „Suzi“ 3 Wochen nach Porec.
So, liebe Freunde, das war’s nun wirklich!
...aber in diesem Sommer fahre ich mit meiner Frau und meinen beiden Töchtern wieder nach Porec!!
Es bleibt spannend....
auf Anregung von burki und Annette & Hartmut (mlini83) stelle ich hier noch einmal meinen gesamten Reisebericht ein.
Ich wünsche allen Lesern vile Spaß und schöne (eigene) Erinnerungen.
Gruß Bernd
Teil 1: „Die Vorbereitungen“
Februar 1981: Kumpel Achim hatte eine Stelle in einer städtischen Freizeiteinrichtung für sein Anerkennungsjahr bekommen und ich hatte mein Vorexamen bestanden. Jubel!! Und was nun? Urlaub! Und wohin? Dunkeltuten!
Irgendwann machten Freunde meiner Eltern uns auf Jugoslawien, speziell Istrien, aufmerksam. Hörte sich soweit gut an. Nur, die Freunde waren immer im Hotel und wir wollten Camping: den Duft von Freiheit und Abenteuer; das Geschnarche aus dem Nachbarzelt und den Ehekrach aus dem Nachbarwohnwagen. Ja, so sollte es sein!
Die Freunde empfahlen uns, natürlich vom Hörensagen, den Campingplatz Zelena Laguna in der Nähe von Porec. Vorher anmelden nicht nötig, mit einem Zelt bekommt man immer Platz. „Und denkt dran, ist Ostblock! Gibt nicht immer alles! Und ihr mit eurer großen Klappe, öfter mal die Schnauze halten!“
Hatten wir uns das wirklich richtig überlegt? Egal, Augen zu und durch. Wird schon alles schief gehen. Und wenn nicht, ab nach Rimini! Ist auch Adria, die Sonne geht nur auf der anderen Seite unter!!!
In unserer Clique waren wir die Helden. Zwei Mädels, Sigrid und Brigitte, wollten unbedingt mit uns reisen. Kein Problem, das senkt die Kosten. Es wurden Pläne geschmiedet.
Am Ende hatten wir alles nach unserer Meinung bestens vorbereitet: 2 Super-Autos (VW-Käfer, 1202 und 1303, geile Spritfresser), 1 Riesen-Hauszelt, sau-schwer (war ja noch aus Baumwolle) Gaskocher mit 11kg Gasbuddel, unzählige Konserven mit Fertiggerichten, und 100 Dosen vom feinsten Bremer Dressler-Pils; „Ist ja Ostblock, gibt nicht immer alles!“ Und 2 flotte Mädels für .......
An gültige Reisepässe, grüne Versicherungskarte, Postsparbuch und Euroschecks hatten wir natürlich auch gedacht. Nun sollte es losgehen, am Sonntag den, 26. Juli 1981, für mindestens 3 Wochen, oder solange das Geld reicht.
("Grundnahrungsmittel", versteckt unter einer Käfer-Sitzbank)
Teil 2: „Die Reise“
26. Juli 1981, 16.30 Uhr bei Kumpel Achim: Die beiden Mädels sind schon seit 10 Minuten da und schnattern wir ne Horde Möwen im Fischhafen; laut und für Männerohren unverständlich!
Jetzt ist es soweit, das Abenteuer kann beginnen. Letzter Check, haben wir an alles gedacht? Zelt, Geld, Papiere und das gute Dressler-Pils? Jau, alles klar, fertig zum auslaufen!! Anker lichten und ab dafür!!
Au weia, Nein!! Achims Mutter kommt mit den letzten Ratschlägen! Fehlt nur noch, dass sie uns mitteilt, wie wichtig es ist, jeden Tag die Unterhose zu wechseln! Aber wer mit wem hat sie nicht gesagt!!!
17.00 Uhr, auf geht’s. Die Mädels fahren zuerst, gen Süden, bis es dunkel wird. Schlappe 1500 km liegen vor uns. Und die Tachonadel zittert sich bei flotten 100 km/h ein und brennt sich dort fest. Zu der Musik von Barcley-James-Harvest, Creedence Clearwater Revival und Meat Loaf, natürlich volle Dröhnung, was das gute Blaupunkt Essen mit Cassette und ARI so hergab, fuhren wir ins Ungewisse und immer gerade aus. Was natürlich nicht fehlen durfte und in Jugoslawien absolut verboten war: CB-Funk! Und natürlich mit Nachbrenner! (Hallo Oldies: War damals echt der Bringer! Hallo Kids: Es gab damals noch keine Handy’s!!) Endlich konnten wir Männer ungestört reden, die Mädels fuhren ja....
Aber nicht mehr lange: Kasseler Berge! Für Ungeübte mit voll beladenem Auto eine Katastrophe. Nach der ersten Steigung fanden wir uns auf der Standspur wieder. Also Fahrerwechsel und danach konnten die Mädels quatschen. Langsam wurde mir sonnenklar, warum CB-Funk in Jugoslawien verboten war!!!! Doch was vergessen: Ohropax!
Es ging die Nacht durch. Als es langsam wieder hell wurde, so gegen 06.00 Uhr, waren wir in der Nähe von München. Wenn Engel verreisen: Strahlender Sonnenschein! Nach einer kurzen Frühstückspause ging’s weiter: Salzburg, Tauerntunnel, Villach. Jetzt hieß es erst einmal CB-Antenne abbauen, sonst Mecker. Und dann kam die absolute Herausforderung für Mensch und Maschine: Der Wurzenpass! Dagegen waren die Kasseler Berge echt ein Spaziergang! Aber auch das haben wir mit Bravour gemeistert, ohne CB-Gequatsche der Mädels!!
Die Grenzkontrolle zum „Ostblock“ war easy und der Rest der Strecke bis zum Campingplatz Zelena Laguna ein Kinderspiel. Nach knapp 24 Stunden und 1500 km hatten wir unser Ziel erreicht.
Teil 3: „Der Urlaub“
27. Juli 1981, gegen 17.00 Uhr. Wir hatten ohne große Schwierigkeiten den Campingplatz Zelena Laguna gefunden. Geschafft! Jetzt schnell anmelden, Zelt aufbauen, duschen und dann mal sehen, was unsere Vorräte so hergeben.
Zu unserem Erstaunen ging das mit dem Anmelden schnell und unkompliziert. Wieso eigentlich? Wir waren doch im Ostblock!! Die Suche nach einen geeigneten Platz erwies sich schon komplizierter, 4 Personen und 3 Meinungen!! (Kumpel Achim und ich waren natürlich einer Meinung, aber die Mädels...) Egal, irgendwann hatten wir einen Platz, jetzt aber hurtig das Zelt aufgebaut. Man war das heiß hier, egal, nach der Arbeit ist Urlaub! Und was machten die Mädels? Klappstuhl raus und hinsetzen! „Wir sind ja so kaputt von der langen Fahrt!“ Hallo??? Das gibt’s doch nicht. Wer ist denn hier gefahren??
Darauf brauchten wir erst einmal ein Bier! Die Erwartungen auf die leckere Erfrischung aus der grün-weißen Dose wurde aber jäh zunichte gemacht, als zuerst mindestens die Hälfte des Inhalts in einer hohen Schaumfontaine entfleuchte und dann der erste Schluck sich im Mund urplötzlich um ein vielfaches zu vermehren drohte und aus der Nase wieder austreten wollte. Von der stark erhöhten Temperatur des Gerstensaftes ganz zu schweigen.
Ich war bedient! In meiner Enttäuschung vernahm ich irgendwie eine Stimme: „Na Jungs, wollt ihr n kaltes Pivo?“ Hä? Pivo? Vor uns stand mit einem unverschämt breiten Grinsen Michael aus Hameln. Er hatte sein Zelt in unmittelbarer Nachbarschaft zu unserer Residenz. „Wohl ne lange Fahrt gehabt. Na dann Prost!“ Wie sagte früher meine Mutti noch? Nichts von Fremden annehmen? Egal, Durst ist schlimmer als Heimweh! Aber was mag das sein in diesen dunkelbraunen, mit unleserlich rotem Etikett versehenen Halbliterflaschen? In weniger als 10 Sekunden konnte ich das nicht definieren. So lange brauchte das kühle Nass aus der Flasche in meine Kehle! Jetzt ging’s Achim und mir erheblich besser. Und zu dritt war das große Hauszelt im Handumdrehen aufgebaut. Und unsere Mädels dümpelten immer noch vor sich hin.
„Danke, Michael. Dafür laden wir Dich nachher zum Essen ein. Mal sehen, was wir so alles mitgebracht haben!“
„Dosenfraß? Selber kochen? Bei euch piept’s wohl! Neu hier, was?“ Michael war entrüstet. Mein Einwand bezüglich Ostblock und Versorgungslage verkniff ich mir, wollte mich doch nicht als absolutes Greenhorn outen. „Na ja, schlag was vor!“ Kurz um, nach dem Duschen und noch 2 Pivo, langsam kamen wir auf den Geschmack, entführte uns Michael, mit den Mädels, in ein Restaurant in der Nähe des Campingplatzes. Es war schlicht und ergreifend genial! Nix mit Ostblock und so, ganz im Gegenteil. Wer hatte denn das bloß erzählt? Über diese Frage bin ich dann, nach einem sehr guten und reichhaltigen Essen und diverser Pivo, mit einem Lächeln auf den Lippen eingeschlafen. Es war schon weit nach Mitternacht. Und die Mädels hatten ihre Luftmatratzen nicht aufgepumpt! Und Morgen ist Urlaub! Und sowieso......
Teil 4: „Der Urlaub geht weiter...“
Der erste Morgen unter südlicher Sonne, Na ja, es war schon gegen Mittag! Es tat mir alles weh. Eine der Mädels hat sich des Nachtens meine Luftmatratze angeeignet. Und ich hab’s bis heute nicht rausbekommen, wer das war. Jetzt erst mal frühstücken: Nescafé, Aspirin und ne Zigarette! Kumpel Achim kam mir mit einer dampfenden Tasse entgegen. Er sah kaum besser aus als ich. Aber Kaffee kochen konnte er. Und später nach der Dusche war die Welt schon fast wieder in Ordnung.
Die Mädels waren schon mit Michael am Strand. Achim und ich erkundeten erst einmal die Nachbarschaft und den Campingplatz. Und dann holte uns die unbarmherzliche Wirklichkeit wieder ein: Zu Hause anrufen, sonst gibt’s Mecker von Muttern!!! Daran hatten wir ja überhaupt nicht mehr gedacht. An der Rezeption gab man uns den Tipp, nach Porec ins Postamt zu fahren, das ist günstiger und klappt immer. (Hallo Kids, wie schon erwähnt, das Handy war noch nicht erfunden!!)
Nun denn, ab nach Porec. Achim musste fahren. Die Beschreibung war gut und wir fanden das Postamt auf Anhieb. Fast nur Touries hier im Postamt, so auch viele „Weißkäse“ wie wir. Gleich aber ab in die Sonne, so kann man ja nicht rumlaufen. Unsere Gespräche waren kurz und bündig, wir wollten unser Geld ja nicht verschwatzen.
Zurück zum Campingplatz und gleich an der Rezeption Vollbremsung: Kumpel Achim und ich schauten uns an, ohne Worte, denn wir verstanden uns: Der kleine Zeiger geht wieder bergab, genau die richtige Zeit für ein Pivo!!!!! Unmittelbar nach dieser grandiosen Entscheidung stellte ich fest, dass der kleine Kerl mit dem Hammer in meinem Hinterkopf nicht schwimmen konnte: Das Klopfen hörte auf!
Wir gingen zum Strand, die Mädels und Micha suchen. Aber das war nicht möglich. So ein kleiner Betonstrand und rappelvoll.
Am Abend wurden wir aufgeklärt. Der Strand gehörte zum Hotel Delfin und zum CP. Und wenn man die Fülle nicht mag, sucht man sich eine der vielen kleinen Felsenbuchten oder ging zum FKK-Strand. Wieder was dazugelernt.
Am nächsten Morgen, die Nacht verbrachte ich auf meiner Luftmatratze, gab es ein Frühstück ohne Kater. Danach machten wir fünf uns auf, eine Bucht zu suchen, vorbei an dem schon gut besuchten Betonstrand. Und dann fanden wir eine Bucht, die bis zum Ende des Urlaubs „unsere Bucht“ bleiben sollte. Und jeden Abend solche Sonnenuntergänge...
Teil 5: „Der Urlaub geht immer noch weiter...“
Warum heißt es eigentlich „Leben wie Gott in Frankreich?“ War der große Chef eigentlich noch nie in Istrien an der Adria? Hat er aber was verpasst, der Gute, ehrlich!
Ich liege auf meiner Luftmatratze auf der spiegelglatten Adria und dümpele so vor mich hin. Was geht mir das doch gut. So kann man Urlaub machen, gut und günstig und alles ist in ausreichenden Mengen vorhanden. Ob es der einheimischen Bevölkerung auch so gut geht, darüber habe ich mir damals keine Gedanken gemacht. Wir waren jung und abenteuerlustig, heute ist die Party!
„Magst n Bier?“ Kumpel Achim kam mit seiner Luftmatratze angedümpelt. Wir hatten schon seit Tagen unsere Dosen Dressler-Pils in einer Sporttasche in der Adria versenkt. Somit war die Versorgungslage in „unserer Bucht“ gesichert. Nur leider wurde das Bier nie kälter als die Adria. Egal, wir wollten es auch nicht wieder mit nach Hause nehmen. Und beim Öffnen der Dosen ging sowieso immer das meiste flöten!
Auf dem Campingplatz hatten wir uns mit unseren Dosen in der Nachbarschaft Freunde gemacht. „Ohh, deutsches Bier!!“ Was hatten die gegen Pivo? Ging doch sehr gut über’n Knorpel! Ok, damals wusste ich auch noch nicht einen halbtrockenen Spätburgunder zu schätzen und trank dessen lieber einen honigsüßen Prosek. Aber gegen ein Pivo war doch nichts einzuwenden.
Und dann das Essen: Einfach genial. So gut und günstig hatte ich lange nicht mehr gegessen; außer bei Muttern! Besonders schätzen gelernt haben wir die kleinen Konobas außerhalb der Touristenansammlungen. Besonders in Erinnerung geblieben war der Krug mit rotem Landwein, in dem geröstete Weißbrotstückchen schwammen. Und dazu gegrilltes Spanferkel.
Natürlich durften hin und wieder die abendlichen Spaziergänge durch die engen Gassen von Porec nicht fehlen.
Auch ließen wir uns ab und an den Schmalz aus den Ohren pusten, wenn wir die Nacht im lautesten Bums-Schuppen, den „Club International“, an der Zufahrt zur Zelena Laguna verbrachten.
Und seit kurzer Zeit unser „ständiger Begleiter“: F 57! Wer kennt sie noch, die grün-weiße Packung, roter Aufdruck –F 57-, mit 20 Filterzigaretten für weniger als 1 DM??? Nach 2 Tagen hatte man sich an den Geschmack gewöhnt. Woran ich mich nie gewöhnt hatte: Die Lungentorpedos steckten mit dem Filter nach unten in der Packung. Wie oft hatte ich den Filter zuerst angezündet....
Teil 6: „Was sonst noch so los war...“
Natürlich ist es schön und entspannend, den ganzen Tag am Wasser zu liegen und das schöne Nichtstun zu genießen. Damit das aber nicht zu langweilig wird, haben wir selbstverständlich auch ein wenig „in Kultur“ gemacht. So durfte ein Ausflug nach Pula mit Besuch des Amphitheaters nicht fehlen. Von unschätzbarem Wert war da die Begleitung einer Architekturstudentin, die wir auf unserem Campingplatz kennen gelernt hatten. Mit ihren Augen, geschichtlichem Hintergrundwissen und ihrer Kenntnis der unterschiedlichen Baustile erschien das „kleine Kolosseum“ und auch die Altstadt Pulas in einem ganz anderen, interessanteren Licht. Urplötzlich waren das nicht mehr halbfertige Ruinen und muffige Altbauten, nein, die Geschichte und die damalige Bautechnik erschien uns plötzlich lebendig. Erst später lüftete sie das Geheimnis ihres Wissen: Sie studierte in Trier und wer die älteste Stadt Deutschlands ein wenig kennt, wird sicher viele Parallelen zu Pula entdecken.
Ein Besuch des Limfjords stand ebenfalls auf dem Programm, aber außer der kurvenreichen Strecke, der gediegenen Fischerkneipe direkt am Wasser und des tollen Panoramas fehlen mir hier ein wenig die Erinnerungen. Beeindruckend war es aber allemal.
Beeindruckend und unvergesslich blieb mir aber unser Besuch am FKK-Strand südlich vom Campingplatz Zelena Laguna. Nicht dass wir spannen wollten, nein wirklich nicht, denn wie Mädels und Buben ohne Klamotten aussehen, wussten wir schon etwas länger!!! Uns interessierte vielmehr die schon damals viel gepriesene Atmosphäre an einem textillosen Strand. War es nur ein Mythos oder war etwas Wahres dran?
Wir machten uns gleich nach dem Frühstück auf den Weg. Kumpel Achim klaubte unsere letzten Dosen Dressler-Pils zusammen und auf ging’s. Wir suchten uns ein Plätzchen mit Baum, also ausreichend Schatten, damit nicht unsere bis dato bedeckten Allerwertesten der gnadenlos heißen Sonne zum Opfer fallen sollten. Lichtschutzfaktor 50 oder Sunblocker gab es seinerzeit nicht in unserem Wortschatz.
So lagen wir mit unseren Mädels da, gingen hin und wieder schwimmen und warteten geduldig auf „das Besondere“! Das kam dann gegen Mittag, „High Noon“ sozusagen, in persona eines verliebten, englischen Pärchens so um die Mitte 20, frisch eingeflogen von der britischen Insel; quasi Frischfleisch! So weiße Haut im farblichen Zusammenspiel mit dermaßen roten Haaren (nicht gefärbt, eindeutig!!!) bei beiden, hatte ich nie zuvor gesehen. Und was machten die beiden? Das Mädel legte sich mit den Füßen in Richtung Mittagssonne textillos und ungeschützt danieder. Ihr Partner erwies noch soviel Vernunft und bettete sich unter einen Baum.
Kumpel Achim knackte eine Bierdose: „Ist die wahnsinnig? Die verbrennt sich doch alles! Das schau ich mir an!“ Er sollte Recht behalten. Unsere Mädels konnte das nicht mit ansehen und versuchten, sie von ihrem Vorhaben abzubringen.; vergeblich. Am Nachmittag quälte sie sich schweren Schrittes Richtung Hotel. Kumpel Achims Kommentar: „Mir tut ihr Freund Leid. Der hat jetzt 2 Wochen Schonzeit!“
Wenn das die besondere Atmosphäre war.....
Teil 7: „Alles hat ein Ende... Die Heimreise!“
Nach vorzüglichen 3 Wochen Urlaub machten wir uns auf den Heimweg. Selbstverständlich wurde am vorletzten Abend noch einmal mit allen neuen Bekannten der Abschied gefeiert.
Da war zum einen der Michael aus Hameln mit seiner 650er Yamaha (Chopper!). Nach seinen Erzählungen war er eigentlich alles und hatte auch schon alles gemacht. Wenn es passte war er Student oder Maurer; Sozialarbeiter oder Soldat; ..., für mich war er einfach ein Lebenskünstler. Seinen Worten nach war er schon seit 3 Monaten in Porec. Er lebte auf dem Campingplatz in einem kleinen Zelt und hin und wieder war er für 2-3 Tage verschwunden. Dann hatte er sich irgendwo ein wenig Geld verdient. Lebenskünstler halt!
Bébé und Rainer aus Auersmacher im Saarland. Beide studierten unter der Woche in Trier; Bébé war unsere Architektur-Reiseführerin in Pula. Die beiden waren mit Birgit und Andreas aus dem Nachbarort Klein Blittersdorf mit den Motorrädern in Zelena Laguna. Für damalige Zeiten hatten die beiden Wahnsinns-Maschinen; Suzuki GS 1000 (Rainer) und Moto Guzzi 850er Le Mans II! Irgendwie hat mich das geprägt...aber dazu kommen wir noch! Mit diesen vier netten Menschen hatte ich noch lange Kontakt, aber die Interessen wandelten sich, die Beziehungen gingen auseinander und zum Schluss hatte ich noch bis vor etwa 10-12 Jahren mit Rainer Kontakt, dann verlief es sich auch hier, leider...
Erwähnen möchte ich hier aber noch ganz besonders einen mir namenlosen Albaner. Er kam am Nachmittag unseres 2. Urlaubstages zu uns ans Zelt und bat um Feuer. Natürlich konnte keiner des anderen Sprache, aber es klappte. Er wollte sich einen „Albanischen Mokka“ zubereiten und lud Kumpel Achim und mich ein. Es war unbeschreiblich; wir verständigten uns mit Händen und Füßen; mit Zeichnungen und Landkarten; und vor allen Dingen: Mit einem Lächeln!!
Wir verbrachten den ganzen Nachmittag zusammen und nach dem 2. Mokka (boah, hatte ich Herzrasen!) verabschiedete er sich genauso freundlich, wie er uns unverständlich vor Stunden begrüßt hatte. Er wollte mit seinem 2-Takter-Mokick weiter Richtung Norden; nach Österreich, die Schweiz oder nach Deutschland um zu arbeiten. Er fuhr nachts, da war es angenehmer. Und am Tage schlief er irgendwo in seinem kleinen Zelt. Es gibt interessante Lebenswege, die kreuzen sich einmal und dann nie wieder...
Samstag, 16. August 1981: Es ist soweit. Die letzten Sachen werden gepackt, das Zelt verstaut und da, wo auf der Hinfahrt noch das leckere Dressler-Pils versteckt war (Kumpel Achim und ich und noch viele andere hatten es „vernichtet“) da wurden jetzt die alkoholischen Leckereien aus Jugoslawien deponiert. Und natürlich mehr als die erlaubte Menge F57, die leckeren jugoslawischen Zigaretten.
Um 10.00 Uhr ging’s los, vollgetankt und ab dafür. Das gute Blaupunkt Essen spielte die letzten jugoslawischen Weisen, bevor es mit „Born to be wild“ den Wurzenpass empor ging.
Und hatten Achim und ich nicht wieder den Mund zu voll genommen? Am vorletzten Abend versprachen wir den Saarländern, dass wir auf unserer Heimreise auf’n Käffchen vorbei kommen würden!! Gesagt, getan. Am Sonntag so gegen 10.00 Uhr trafen wir in Klein Blittersdorf ein, tranken Kaffee, nickten noch einmal kurz weg und machten uns dann auf den Weg Richtung Norden und immer geradeaus!
Irgendwann Sonntag Nacht, oder war es schon Montag Morgen, waren wir wieder zu Hause in Bremerhaven, brachten die Mädels noch weg und dann war Feierabend. Urlaub Ende.
So, liebe Freunde, das war’s. Mein Urlaubsbericht Jugoslawien 1981.
Oder doch nicht??? Nein, wie oben beschrieben hat es ja noch mit den Motorrädern etwas auf sich. Genau. Dieses Virus ereilte mich dermaßen, dass ich im Frühjahr 1982 die Fahrerlaubnis Klasse 1 erwarb. Und im Frühjahr 1983 kaufte ich mir über die Vermittlung von Rainer meine Suzi GS 750 in Trier, natürlich zusammen mit Kumpel Achim und dann nicht mit Dressler-Pils, sondern mit Bitburger und leckeren Moselwein.
So, liebe Freunde, das war’s nun!
Oder doch nicht??? Nein, burki und Torsten warten doch sehnsüchtig und ungeduldig auf eine Aufklärung. Was war denn nun mit Brigitte und Sigrid? Techtelmechtel unter jugoslawischer Sonne? Ist eine der beiden meine Ex-Verlobte von 198? ? Und was ist aus uns Vieren so geworden?
Ok, mit Sigi hatte ich nie was im Sinn, aber sie war eine gute Freundin. Der Beruf und die Liebe ließen sie Bremerhaven verlassen, seit mehr als 20 Jahren habe ich nichts mehr von ihr gehört.
Mit Biggi wollte ich mal was, aber sie nicht. Dann wollte sie, aber ich nicht, und so weiter, und so weiter.... es wurde nichts!!! Auch hier verlief es sich nach und nach, sie verließ auch Bremerhaven.
Kumpel Achim machte sein Anerkennungsjahr, bekam dann keine Anstellung, jobte hier und da und heiratete dann aus Vernunft! Nach 2 Kindern und 2 gescheiterten Ehen haben sich unsere Interessen sehr weit voneinander entfernt. Man sieht sich hin und wieder...
Und ich? Ich wollte nie erwachsen sein! Das Virus Jugoslawien hat mich damals infiziert, deshalb begeisterte ich andere Freunde und wir fuhren 1982 wieder nach Porec.
Aber dann, im Frühjahr 1987; hallo burki, hallo Torsten; da lernte ich meine Ex-Verlobte und heutige Ehefrau kennen. Und unser 2. Urlaub 1987, nach Paris (der Liebe wegen!), führte uns mit der „Suzi“ 3 Wochen nach Porec.
So, liebe Freunde, das war’s nun wirklich!
...aber in diesem Sommer fahre ich mit meiner Frau und meinen beiden Töchtern wieder nach Porec!!
Es bleibt spannend....