A
Anita-Elisabeth
Guest
Auch Krk-Kenner können in diesem Jahr auf der nördlichsten Adriainsel etwas Neues entdecken, oder genauer gesagt, fast Vergessenes wieder entdecken - bei einem Spaziergang „Auf den Wegen der goldenen Tropfen des Schatzes von Krk".
Im Rahmen der Aktion „Ich liebe den Frühling in Krk" organisierte auch in diesem Jahr der Tourismusverband der Stadt Krk in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr eine Frühjahrswanderung. Am Ostermontag sollte dabei der neue Rundwanderweg „Putevima zlatnih kapi krčkog blaga (Auf den Wegen der goldenen Tropfen des Schatzes von Krk)" offiziell eröffnet werden. Aufgrund des schlechten Wetters wurde die Veranstaltung jedoch auf den darauf folgenden Samstag (10.04.10) verschoben.
Kurz vor Mittag trafen sich 30 Wanderwillige an dem 1407 von Nikola Frankopan erbauten, sechseckigen Hafenturm „Kula“ in Krk-Stadt ein. Zunächst wurden die Teilnehmer mit Zeckenschutzmittel eingesprüht. Obwohl es auf Krk keine FMSE oder Boreolose übertragende Zecken gibt, sind die kleinen Tierchen natürlich unangenehm, wenn sie Mensch und Tier zu nahe kommen.
Pünktlich um zwölf Uhr Mittags ging es los, allerdings nur bis zu einem Feuerwehrfahrzeug, das auch wenn es klein war, genügend Wasser mit sich führte, um den Brand in durstigen Wanderkehlen zu löschen.
Dann aber ging es wirklich los. Der Himmel war heiter bis leicht bewölkt bei 18 Grad - ideales Wanderwetter. Zunächst ging es über die Vela Plaza von Krk, vorbei an dem bei Restaurierungen der alten Post entdeckten Brunnen aus dem 16. Jahrhundert. Durch die engen Gassen der Altstadt spazierten wir bis zum „Freiheitstor“ der Stadt, am Strand Dražica. Dort an der Stadtmauer findet sich eine Hinweistafel auf den neuen Rundwanderweg. 9,5 Kilometer ist er lang und eine Hommage an den ältesten Schatz der Insel, das aus Oliven gewonnene Gold, was der Insel nicht zuletzt den Beinahmen „Die goldene Insel“ eingetragen hat. Die Tafel informiert über Verlauf, Länge, Höhenprofil und Aufbau des Weges, der von Krk-Stadt nach Kornič, Muraj und Lakmartin führt.
Die Stadt Krk verlässt man in nord-östlicher Richtung. Es geht zunächst bergan, vorbei an den letzten Häusern, unterquert man die Hauptverbindungsstraße Krk-Punat und geht weiter einen Schotterweg hinauf. Dabei folgt man stets den goldsilbernen Pfeilen, die den Weg auf Steinen und Bäumen weisen.
Entlang des Weges findet man zehn Informationstafeln, die einem den goldenen Schatz der Insel näher bringen. Schön bebildert, mehrsprachig und verständlich, informieren die Tafeln nicht nur über Oliven, deren Anbau und Verwendung, sondern auch über andere (Heil-) Pflanzen, die sich rechts und links des Weges finden lassen. Außerdem ist auf jeder Tafel der Wanderweg abgebildet, mit Kilometer- und Höhenangabe, so dass die Orientierung leicht fällt.
Die erste Tafel führt den Spaziergänger in „Klima und Landwirtschaft der Insel Krk“ ein. Im Gegensatz zum restlichen Mittelmeer ist der Einfluss des kontinentalen Klimas deutlich spürbar, was zu Sommertemperaturen von selten über 30 Grad und Wintertemperaturen um die Null Grad führt und die Landwirtschaft (insbesondere Oliven- und Weinanbau) begünstigt.
Man wandert auf alten Hirtenpfaden durch Olivenhaine und fühlt sich – ab vom Straßenlärm und fern aller Häuser – in eine alte, längst vergangene Zeit versetzt. Bis zu dreihundert Jahre alt sind einige der Olivenbäume rechts und links des Weges. Wenn man sich vor Augen führt, dass bereits vor 2.000 Jahren der Römer Apicius in seinem Reisebericht festhielt: „Das liburnische Öl gilt als Vorbild im Mittelmeer“, dann erkennt man Meter um Meter, welches Kulturgut diese Insel beherbergt.
An der zweiten Tafel hat man bereits 90 Höhenmeter überwunden und 1,03 Kilometer zurückgelegt. Die Tafel hat Gromača, Guvno und Gomila zum Thema, befasst sich also mit der Trockenbauweise und Nutzung der inseltypischen Steinmauern, Tennnen und Steinhaufen. Sehr anschaulich wird beispielsweise beschrieben, wie im Guvno die Spreu vom Weizen getrennt wurde.
Auf dem Weg passiert man einige Gatter, die man stets wieder hinter sich schließen sollte, damit die eventuell dort grasenden Schafe nicht entlaufen können.
Nach rund 250 Metern beschreibt die nächste Tafel den Olivenbaum und man erfährt, dass die wichtigste Phase des Olivenanbaus die Beschneidung der Zweige in den Wintermonaten oder im Hochsommer ist, wenn der Baum ruht - und dass es besser ist, den Baum unerfahren und schlecht zu schneiden, als gar nicht.
Bei Kilometer 1,86 informiert die vierte Tafel über das Gold der Insel, das Olivenöl. Sie zählt die Inhaltsstoffe und die Wirkung des Öls im menschlichen Körper auf. Auch lernt man den Unterschied zwischen Extra nativen (extra vergin) und nativem Olivenöl kennen. Er besteht im Anteil der freien Fettsäuren, der bei unter 0,8 bzw. bis zu 2 Prozent liegen darf.
Bei der Wanderung lernt man aber nicht nur die anstrengenden Seiten der früheren Landwirtschaft kennen. Man verspürt förmlich auch die positiven Momente des Hirtenlebens: Den berauschenden Geruch der zahlreichen Pflanzen, z. B. des Currykrauts oder des Vrisaks, dessen Geruch ähnlich wie Thymian, Oregano und Mayoran der Inbegriff der Mediterranen Küche ist, den Geruch des Meeres, den der Wind auf die Hügel weht und die faszinierenden Ausblicke auf dieses wunderschöne Stück Land, zum Beispiel in die Bucht von Punat.
In dieser Bucht befindet sich auch die Klosterinsel Košljun. Die Insel hat eine besonders reiche Flora und ist mit den sakralen und naturkundlichen Museen des Franziskanerklosters auf jeden Fall einen Besuch wert.
Ein Stück des Weges wurde besonders wieder hergerichtet: er führt zwischen zwei Steinmauern und ist mit Schottersteinen ausgelegt, so wie es früher üblich war. Heute sind solche Wege nur noch sehr selten zu finden und wie man im weiteren Verlauf dieses Weges erkennt, musste einiges an Büschen und Bäumen gefällt werden, um diesen Weg wieder begehbar zu machen. Wieder hergerichtet wurde der Weg übrigens von Vecla d.o.o., einem Handelsunternehmen aus Krk, das auch diese organisierte Wanderung unterstützte. Auch hier hat also das Sponsoring Einzug gehalten, sicher auf eine besonders wertvolle und nachhaltige Art. Vorsichtig sollte man auf diesem Hirtenweg allerdings schon sein, auf den Steinen kann es bergab rutschig sein.
Doch nicht nur der Vergangenheit begegnet man auf dem Rundwanderweg. Überall sind renaturierte und teilweise sogar neu angelegte Olivenhaine zu entdecken. So sieht man oberhalb der Bucht von Punat, in der Nähe der Straße nach Baška, ein 5 Hektar großes Gebiet, auf dem bereits 2.000 neue Olivenbäume gepflanzt wurden und noch weitere 3.000 gepflanzt werden sollen. Vom Staat gefördert, besinnt man sich seit einigen Jahren wieder auf die traditionelle Landwirtschaft (mit durchaus modernen Methoden), wobei vor allem auf Qualität und weniger auf Quantität geachtet wird.
Bei Kilometer 3,69 befinden wir uns 23 Meter über dem Meeresspiegel und erfahren von der 5. Tafel des Rundwanderweges mehr über die Olivensorten „Debela“ und „Drobnica“ und über die heilsame und wohltuende Wirkung des „Currykrauts“ (Helivhrysum italicum).
Rund 300 Meter weiter werden uns die Olivensorten „Plominka“ und „Rošulja“ nähergebracht. Aber auch die an Mineralien und Vitaminen reiche Brombeere, deren Blätter - zu Tee verwendet - Blutdruck und Blutzucker senken, wird beschrieben.
Bei Kilometer 4,33 findet sich die nächste Tafel. Sie beschreibt die seit geraumer Zeit aus Italien eingeführten Olivensorten „Leccino“ und „Pendolino“. Außerdem informiert sie, dass der „Primorski vrisak" (Satureja montana) als Mittel gegen Darmparasiten, sowie zur Behandlung von Leber- und Gallenkrankheiten, Völlegefühl und Krämpfen verwendet wird. Reibt man die Blätter zwischen den Fingern so duftet sie ähnlich wie Thymian, Mayoran und Oregano, allerdings noch deutlich intensiver.
Keine 400 Meter weiter erreichen wir den Ortseingang von Kornić. Dort beschreibt die 8. Tafel das Dorf Kornić, mit den zugehörigen Siedlungen Muraj und Lakmartin. Sie lädt zur Besichtigung der Mitte des 19. Jahrhunderts im Barockstil erbauten Kirche des Heiligen Jakob ein und weist auf die heimatliche, ethnografische Sammlung im „Ethno-Haus" in Kornić hin, die die nächste Station unserer Wanderung ist.
Schon im Hof des zweistöckigen Familienhauses umfängt uns das Flair des Vergangenen. So finden sich dort eine Tenne und ein wieder hergerichteter Stall.
Das Ethno-Haus ist nur in den Sommermonaten geöffnet. Besichtigungen, insbesondere durch Gruppen, können aber jederzeit telefonisch vereinbart werden. Der Eintritt ist übrigens kostenlos.
In der Konoba (das ist übrigens die Bezeichnung für das mit Volten versehenen Erdgeschoss, das als eine Art Keller genutzt wird) wird ein Fassbinder-Arbeitsraum gezeigt. Auch findet man dort Werkzeuge aus der Weinherstellung, Steintröge zur Ölaufbewahrung, einen Schnapsbrennkessel, Sättel und landwirtschaftliche Geräte.
Im ersten Stock, dem Wohnbereich, wurde die Feuerstelle liebevoll ausgestattet und der gedeckte Tisch vermittelt die einfache Heimeligkeit vergangener Tage. Altes Geschirr, Kaffee- und handbetriebene Getreidemühlen sowie Weinkrüge sind ebenso zu bewundern, wie einige Trachten, darunter ein traditionelles Hochzeitsgewand. Traditionelle Musikinstrumente, wie Sopelja, Dvojnica und Njakara sind ebenso ausgestellt, wie einige Utensilien der Hebamme.
Im Dachgeschoss betritt man das Schlafzimmer mit antikem Schrank, Betten, Kinderwiege, Wäschetruhe und Waschzubehör. Auch wenn man sich in ein anderes Zeitalter versetzt fühlt, so ist es doch noch gar nicht so lange her, dass die gezeigte Ausstattung im familiären Heim der Inselbewohner zum üblichen Standard gehörte. Denn noch vor fünfzig bis sechzig Jahren gehörten viele der heutigen Schaustücke zum Alltag.
Im Hof des „Ethno-Hauses“ wurde unserer Wandergruppe eine regionaler Kuchen, Wasser und Schnaps angeboten. Dies diente sozusagen als Vorspeise, denn gleich im Anschluss ging es in eine vor wenigen Tagen eröffnete Konoba (diesmal ist eine Schenke gemeint). In angenehmer, mediterraner Atmosphäre wurde der inseltypische Pršut (getrockneter Rohschinken) und Schafskäse angeboten.
Gut gestärkt und erholt ging es dann wieder auf Wanderschaft. Gut die Hälfte der Strecke hat man bereits geschafft, wenn man Kornić erreicht. Durch die Siedlungen Muraj und Lakmartin geht es - vorbei an einigen Höfen - wieder auf einem Schotterweg nach Krk. Jetzt im Frühjahr, konnten wir sogar kleine Lämmchen sehen, die nicht als Osterlamm geendet sind.
Bevor man die Stadt wieder erreicht, bietet sich dem Spaziergänger erneut ein wunderschöner Ausblick, diesmal auf die Inselhauptstadt Krk, mit dem charakteristischen Glockenturm der alten Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert.
Die vorletzte Tafel erinnert an die Verbindung der Oliven mit den Menschen, seit Anbeginn der Zeit und der Christenheit. Als Symbol des Friedens zwischen Gott und Menschen trug eine Taube, die nach der Flut auf die Arche Noah zurückkehrte, in ihrem Schnabel einen Olivenbaumzweig.
Herkules besaß aufgrund der Robustheit und Widerstandsfähigkeit des Olivenbaumes einen Knüppel aus dessen Holz und Odysseus benutzte einen Olivenholzpfahl mit dem er den Zyklop erblinden ließ.
Hippokrates verschrieb Olivenöl gegen 60 verschiedene Krankheiten.
Auch das Rezept für Tee aus den Blättern des Olivenbaums wird verraten: Ein Esslöffel Blätter (sie können frisch oder getrocknet sein) wird in 500 ml kochendem Wasser gebrüht. Danach soll der Tee 20 Minuten ziehen, bevor er getrunken werden kann. Zur Zubereitung größerer Mengen, soll der Tee bis zum Verzehr im Teesatz bleiben.
Rund 1.300 Meter vor Ende des Rundganges steht auf einer Höhe von 120 Metern über dem Meeresspiegel die letzte der zehn Informationstafeln. Sie betont nochmals, dass das Olivenöl der Insel Krk wegen seiner hohen Qualität zu den Besten der Welt zählt. Heute genauso wie vor 2000 Jahren, als die Liburner das Öl als den „goldenen Schatz der Insel" bezeichneten. Sie verspricht aber auch, dass die tausendjährige Tradition durch den Olivenanbauverband „Drobnica“ auch in Zukunft gepflegt wird, um auch künftig sicherzustellen, dass unter allen kroatischen Olivenölen, das Öl der Insel Krk den größten Anteil nützlicher Substanzen aufweist.
Wie beschrieb eine Teilnehmerin den Augenblick, als wir wieder die ersten Häuser von Krk erreichten? „Die Zivilisation hat uns wieder"! Auf dem Weg auf dem wir die Stadt durch das „Freiheitstor" verließen, fanden wir uns dort auch wieder ein. Um 16 Uhr kamen wir auf der Vela Plaza an. Dort empfing uns das „Dobnica-Fest", organisiert von den und Oliven- und Weinbauern der Insel. Neben verschiedenen Olivenölsorten, konnte Wein gekostet werden. Dazu gab es natürlich Pršut, Schafskäse und Musik.
Ein wirklich gelungener Tag! Der Tourleiter, Nedo Pinezić, war freundlich und kompetent, die Gruppe wurde durch mehrere Personen begleitet, so dass keine größere Lücken entstanden. Neben den kurzen Pausen an den Infotafeln, die vom Führer noch weiter erläutert wurden, gab es mehrere Pausen, in denen vom Feuerwehrfahrzeug Wasser (und "Orehovica", Walnussschnaps) gereicht wurde und der im Bedarfsfall auch Teilnehmer wieder nach Krk gebracht hätte. Die ganze Tour war übrigens kostenlos, nur für den Imbiss in der Konoba musste ein Obolus von 20 Kuna (ca. 3 Euro) entrichtet werden. Herzlichen Dank an die Feuerwehr, den Tourismusverband Krk und den Sponsor Vecla d.o.o.
Wer jetzt Lust bekommen hat, die Insel Krk unter kundiger Leitung zu Fuß zu erkunden: am 1. Mai veranstaltet der Tourismusverband Dobrinj in Zusammenarbeit mit dem Bergsteigerverein Obzovo, eine Wanderung durch die Gemeinde Dobrinj.
Am Wochenende vom 17.-19. September organisiert der Tourismusverband Krk wieder einen Spaziergang unter dem Motto „Durchwandern wir den Herbst“.
Beim Spaziergang ergab sich übrigens die Möglichkeit zum Gespräch mit Nataša Jurina, der Direktorin des Tourismusverbandes der Stadt Krk. Sie erläuterte mir, dass dieser neue Rundwanderweg ein Teil des Tourismuskonzeptes der Stadt und der Insel Krk sei. Man habe sich auf das besonnen, was Krk so besonders macht und für die Einheimischen so selbstverständlich ist: das angenehme Klima, die wunderbare Natur, die reichhaltige Kultur, die glasklare Adria und natürlich das mediterrane Leben mit seiner schmackhaften und gesunden Kost. Zusammengefasst in dem modernen Begriff „Well-life“ soll es in den kommenden Jahren als sanfter Tourismus weiter ausgebaut werden und einen Beitrag zur Erholung der gestressten Städter insbesondere aus Europa leisten. Wie ich meine, ein Erfolg versprechendes Konzept, das nicht nur den Touristen, sondern auch der Tradition und Natur der wunderschönen "goldenen Insel", zugute kommen wird.
Weiter Bilder und eine Zusammenfassung der Tour mit Wanderkarte und allen Infotafeln als pdf-Datei habe ich auf unserer Homepage eingestellt:
Der goldene Schatz von Krk
Im Rahmen der Aktion „Ich liebe den Frühling in Krk" organisierte auch in diesem Jahr der Tourismusverband der Stadt Krk in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr eine Frühjahrswanderung. Am Ostermontag sollte dabei der neue Rundwanderweg „Putevima zlatnih kapi krčkog blaga (Auf den Wegen der goldenen Tropfen des Schatzes von Krk)" offiziell eröffnet werden. Aufgrund des schlechten Wetters wurde die Veranstaltung jedoch auf den darauf folgenden Samstag (10.04.10) verschoben.
Kurz vor Mittag trafen sich 30 Wanderwillige an dem 1407 von Nikola Frankopan erbauten, sechseckigen Hafenturm „Kula“ in Krk-Stadt ein. Zunächst wurden die Teilnehmer mit Zeckenschutzmittel eingesprüht. Obwohl es auf Krk keine FMSE oder Boreolose übertragende Zecken gibt, sind die kleinen Tierchen natürlich unangenehm, wenn sie Mensch und Tier zu nahe kommen.
Pünktlich um zwölf Uhr Mittags ging es los, allerdings nur bis zu einem Feuerwehrfahrzeug, das auch wenn es klein war, genügend Wasser mit sich führte, um den Brand in durstigen Wanderkehlen zu löschen.
Dann aber ging es wirklich los. Der Himmel war heiter bis leicht bewölkt bei 18 Grad - ideales Wanderwetter. Zunächst ging es über die Vela Plaza von Krk, vorbei an dem bei Restaurierungen der alten Post entdeckten Brunnen aus dem 16. Jahrhundert. Durch die engen Gassen der Altstadt spazierten wir bis zum „Freiheitstor“ der Stadt, am Strand Dražica. Dort an der Stadtmauer findet sich eine Hinweistafel auf den neuen Rundwanderweg. 9,5 Kilometer ist er lang und eine Hommage an den ältesten Schatz der Insel, das aus Oliven gewonnene Gold, was der Insel nicht zuletzt den Beinahmen „Die goldene Insel“ eingetragen hat. Die Tafel informiert über Verlauf, Länge, Höhenprofil und Aufbau des Weges, der von Krk-Stadt nach Kornič, Muraj und Lakmartin führt.
Die Stadt Krk verlässt man in nord-östlicher Richtung. Es geht zunächst bergan, vorbei an den letzten Häusern, unterquert man die Hauptverbindungsstraße Krk-Punat und geht weiter einen Schotterweg hinauf. Dabei folgt man stets den goldsilbernen Pfeilen, die den Weg auf Steinen und Bäumen weisen.
Entlang des Weges findet man zehn Informationstafeln, die einem den goldenen Schatz der Insel näher bringen. Schön bebildert, mehrsprachig und verständlich, informieren die Tafeln nicht nur über Oliven, deren Anbau und Verwendung, sondern auch über andere (Heil-) Pflanzen, die sich rechts und links des Weges finden lassen. Außerdem ist auf jeder Tafel der Wanderweg abgebildet, mit Kilometer- und Höhenangabe, so dass die Orientierung leicht fällt.
Die erste Tafel führt den Spaziergänger in „Klima und Landwirtschaft der Insel Krk“ ein. Im Gegensatz zum restlichen Mittelmeer ist der Einfluss des kontinentalen Klimas deutlich spürbar, was zu Sommertemperaturen von selten über 30 Grad und Wintertemperaturen um die Null Grad führt und die Landwirtschaft (insbesondere Oliven- und Weinanbau) begünstigt.
Man wandert auf alten Hirtenpfaden durch Olivenhaine und fühlt sich – ab vom Straßenlärm und fern aller Häuser – in eine alte, längst vergangene Zeit versetzt. Bis zu dreihundert Jahre alt sind einige der Olivenbäume rechts und links des Weges. Wenn man sich vor Augen führt, dass bereits vor 2.000 Jahren der Römer Apicius in seinem Reisebericht festhielt: „Das liburnische Öl gilt als Vorbild im Mittelmeer“, dann erkennt man Meter um Meter, welches Kulturgut diese Insel beherbergt.
An der zweiten Tafel hat man bereits 90 Höhenmeter überwunden und 1,03 Kilometer zurückgelegt. Die Tafel hat Gromača, Guvno und Gomila zum Thema, befasst sich also mit der Trockenbauweise und Nutzung der inseltypischen Steinmauern, Tennnen und Steinhaufen. Sehr anschaulich wird beispielsweise beschrieben, wie im Guvno die Spreu vom Weizen getrennt wurde.
Auf dem Weg passiert man einige Gatter, die man stets wieder hinter sich schließen sollte, damit die eventuell dort grasenden Schafe nicht entlaufen können.
Nach rund 250 Metern beschreibt die nächste Tafel den Olivenbaum und man erfährt, dass die wichtigste Phase des Olivenanbaus die Beschneidung der Zweige in den Wintermonaten oder im Hochsommer ist, wenn der Baum ruht - und dass es besser ist, den Baum unerfahren und schlecht zu schneiden, als gar nicht.
Bei Kilometer 1,86 informiert die vierte Tafel über das Gold der Insel, das Olivenöl. Sie zählt die Inhaltsstoffe und die Wirkung des Öls im menschlichen Körper auf. Auch lernt man den Unterschied zwischen Extra nativen (extra vergin) und nativem Olivenöl kennen. Er besteht im Anteil der freien Fettsäuren, der bei unter 0,8 bzw. bis zu 2 Prozent liegen darf.
Bei der Wanderung lernt man aber nicht nur die anstrengenden Seiten der früheren Landwirtschaft kennen. Man verspürt förmlich auch die positiven Momente des Hirtenlebens: Den berauschenden Geruch der zahlreichen Pflanzen, z. B. des Currykrauts oder des Vrisaks, dessen Geruch ähnlich wie Thymian, Oregano und Mayoran der Inbegriff der Mediterranen Küche ist, den Geruch des Meeres, den der Wind auf die Hügel weht und die faszinierenden Ausblicke auf dieses wunderschöne Stück Land, zum Beispiel in die Bucht von Punat.
In dieser Bucht befindet sich auch die Klosterinsel Košljun. Die Insel hat eine besonders reiche Flora und ist mit den sakralen und naturkundlichen Museen des Franziskanerklosters auf jeden Fall einen Besuch wert.
Ein Stück des Weges wurde besonders wieder hergerichtet: er führt zwischen zwei Steinmauern und ist mit Schottersteinen ausgelegt, so wie es früher üblich war. Heute sind solche Wege nur noch sehr selten zu finden und wie man im weiteren Verlauf dieses Weges erkennt, musste einiges an Büschen und Bäumen gefällt werden, um diesen Weg wieder begehbar zu machen. Wieder hergerichtet wurde der Weg übrigens von Vecla d.o.o., einem Handelsunternehmen aus Krk, das auch diese organisierte Wanderung unterstützte. Auch hier hat also das Sponsoring Einzug gehalten, sicher auf eine besonders wertvolle und nachhaltige Art. Vorsichtig sollte man auf diesem Hirtenweg allerdings schon sein, auf den Steinen kann es bergab rutschig sein.
Doch nicht nur der Vergangenheit begegnet man auf dem Rundwanderweg. Überall sind renaturierte und teilweise sogar neu angelegte Olivenhaine zu entdecken. So sieht man oberhalb der Bucht von Punat, in der Nähe der Straße nach Baška, ein 5 Hektar großes Gebiet, auf dem bereits 2.000 neue Olivenbäume gepflanzt wurden und noch weitere 3.000 gepflanzt werden sollen. Vom Staat gefördert, besinnt man sich seit einigen Jahren wieder auf die traditionelle Landwirtschaft (mit durchaus modernen Methoden), wobei vor allem auf Qualität und weniger auf Quantität geachtet wird.
Bei Kilometer 3,69 befinden wir uns 23 Meter über dem Meeresspiegel und erfahren von der 5. Tafel des Rundwanderweges mehr über die Olivensorten „Debela“ und „Drobnica“ und über die heilsame und wohltuende Wirkung des „Currykrauts“ (Helivhrysum italicum).
Rund 300 Meter weiter werden uns die Olivensorten „Plominka“ und „Rošulja“ nähergebracht. Aber auch die an Mineralien und Vitaminen reiche Brombeere, deren Blätter - zu Tee verwendet - Blutdruck und Blutzucker senken, wird beschrieben.
Bei Kilometer 4,33 findet sich die nächste Tafel. Sie beschreibt die seit geraumer Zeit aus Italien eingeführten Olivensorten „Leccino“ und „Pendolino“. Außerdem informiert sie, dass der „Primorski vrisak" (Satureja montana) als Mittel gegen Darmparasiten, sowie zur Behandlung von Leber- und Gallenkrankheiten, Völlegefühl und Krämpfen verwendet wird. Reibt man die Blätter zwischen den Fingern so duftet sie ähnlich wie Thymian, Mayoran und Oregano, allerdings noch deutlich intensiver.
Keine 400 Meter weiter erreichen wir den Ortseingang von Kornić. Dort beschreibt die 8. Tafel das Dorf Kornić, mit den zugehörigen Siedlungen Muraj und Lakmartin. Sie lädt zur Besichtigung der Mitte des 19. Jahrhunderts im Barockstil erbauten Kirche des Heiligen Jakob ein und weist auf die heimatliche, ethnografische Sammlung im „Ethno-Haus" in Kornić hin, die die nächste Station unserer Wanderung ist.
Schon im Hof des zweistöckigen Familienhauses umfängt uns das Flair des Vergangenen. So finden sich dort eine Tenne und ein wieder hergerichteter Stall.
Das Ethno-Haus ist nur in den Sommermonaten geöffnet. Besichtigungen, insbesondere durch Gruppen, können aber jederzeit telefonisch vereinbart werden. Der Eintritt ist übrigens kostenlos.
In der Konoba (das ist übrigens die Bezeichnung für das mit Volten versehenen Erdgeschoss, das als eine Art Keller genutzt wird) wird ein Fassbinder-Arbeitsraum gezeigt. Auch findet man dort Werkzeuge aus der Weinherstellung, Steintröge zur Ölaufbewahrung, einen Schnapsbrennkessel, Sättel und landwirtschaftliche Geräte.
Im ersten Stock, dem Wohnbereich, wurde die Feuerstelle liebevoll ausgestattet und der gedeckte Tisch vermittelt die einfache Heimeligkeit vergangener Tage. Altes Geschirr, Kaffee- und handbetriebene Getreidemühlen sowie Weinkrüge sind ebenso zu bewundern, wie einige Trachten, darunter ein traditionelles Hochzeitsgewand. Traditionelle Musikinstrumente, wie Sopelja, Dvojnica und Njakara sind ebenso ausgestellt, wie einige Utensilien der Hebamme.
Im Dachgeschoss betritt man das Schlafzimmer mit antikem Schrank, Betten, Kinderwiege, Wäschetruhe und Waschzubehör. Auch wenn man sich in ein anderes Zeitalter versetzt fühlt, so ist es doch noch gar nicht so lange her, dass die gezeigte Ausstattung im familiären Heim der Inselbewohner zum üblichen Standard gehörte. Denn noch vor fünfzig bis sechzig Jahren gehörten viele der heutigen Schaustücke zum Alltag.
Im Hof des „Ethno-Hauses“ wurde unserer Wandergruppe eine regionaler Kuchen, Wasser und Schnaps angeboten. Dies diente sozusagen als Vorspeise, denn gleich im Anschluss ging es in eine vor wenigen Tagen eröffnete Konoba (diesmal ist eine Schenke gemeint). In angenehmer, mediterraner Atmosphäre wurde der inseltypische Pršut (getrockneter Rohschinken) und Schafskäse angeboten.
Gut gestärkt und erholt ging es dann wieder auf Wanderschaft. Gut die Hälfte der Strecke hat man bereits geschafft, wenn man Kornić erreicht. Durch die Siedlungen Muraj und Lakmartin geht es - vorbei an einigen Höfen - wieder auf einem Schotterweg nach Krk. Jetzt im Frühjahr, konnten wir sogar kleine Lämmchen sehen, die nicht als Osterlamm geendet sind.
Bevor man die Stadt wieder erreicht, bietet sich dem Spaziergänger erneut ein wunderschöner Ausblick, diesmal auf die Inselhauptstadt Krk, mit dem charakteristischen Glockenturm der alten Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert.
Die vorletzte Tafel erinnert an die Verbindung der Oliven mit den Menschen, seit Anbeginn der Zeit und der Christenheit. Als Symbol des Friedens zwischen Gott und Menschen trug eine Taube, die nach der Flut auf die Arche Noah zurückkehrte, in ihrem Schnabel einen Olivenbaumzweig.
Herkules besaß aufgrund der Robustheit und Widerstandsfähigkeit des Olivenbaumes einen Knüppel aus dessen Holz und Odysseus benutzte einen Olivenholzpfahl mit dem er den Zyklop erblinden ließ.
Hippokrates verschrieb Olivenöl gegen 60 verschiedene Krankheiten.
Auch das Rezept für Tee aus den Blättern des Olivenbaums wird verraten: Ein Esslöffel Blätter (sie können frisch oder getrocknet sein) wird in 500 ml kochendem Wasser gebrüht. Danach soll der Tee 20 Minuten ziehen, bevor er getrunken werden kann. Zur Zubereitung größerer Mengen, soll der Tee bis zum Verzehr im Teesatz bleiben.
Rund 1.300 Meter vor Ende des Rundganges steht auf einer Höhe von 120 Metern über dem Meeresspiegel die letzte der zehn Informationstafeln. Sie betont nochmals, dass das Olivenöl der Insel Krk wegen seiner hohen Qualität zu den Besten der Welt zählt. Heute genauso wie vor 2000 Jahren, als die Liburner das Öl als den „goldenen Schatz der Insel" bezeichneten. Sie verspricht aber auch, dass die tausendjährige Tradition durch den Olivenanbauverband „Drobnica“ auch in Zukunft gepflegt wird, um auch künftig sicherzustellen, dass unter allen kroatischen Olivenölen, das Öl der Insel Krk den größten Anteil nützlicher Substanzen aufweist.
Wie beschrieb eine Teilnehmerin den Augenblick, als wir wieder die ersten Häuser von Krk erreichten? „Die Zivilisation hat uns wieder"! Auf dem Weg auf dem wir die Stadt durch das „Freiheitstor" verließen, fanden wir uns dort auch wieder ein. Um 16 Uhr kamen wir auf der Vela Plaza an. Dort empfing uns das „Dobnica-Fest", organisiert von den und Oliven- und Weinbauern der Insel. Neben verschiedenen Olivenölsorten, konnte Wein gekostet werden. Dazu gab es natürlich Pršut, Schafskäse und Musik.
Ein wirklich gelungener Tag! Der Tourleiter, Nedo Pinezić, war freundlich und kompetent, die Gruppe wurde durch mehrere Personen begleitet, so dass keine größere Lücken entstanden. Neben den kurzen Pausen an den Infotafeln, die vom Führer noch weiter erläutert wurden, gab es mehrere Pausen, in denen vom Feuerwehrfahrzeug Wasser (und "Orehovica", Walnussschnaps) gereicht wurde und der im Bedarfsfall auch Teilnehmer wieder nach Krk gebracht hätte. Die ganze Tour war übrigens kostenlos, nur für den Imbiss in der Konoba musste ein Obolus von 20 Kuna (ca. 3 Euro) entrichtet werden. Herzlichen Dank an die Feuerwehr, den Tourismusverband Krk und den Sponsor Vecla d.o.o.
Wer jetzt Lust bekommen hat, die Insel Krk unter kundiger Leitung zu Fuß zu erkunden: am 1. Mai veranstaltet der Tourismusverband Dobrinj in Zusammenarbeit mit dem Bergsteigerverein Obzovo, eine Wanderung durch die Gemeinde Dobrinj.
Am Wochenende vom 17.-19. September organisiert der Tourismusverband Krk wieder einen Spaziergang unter dem Motto „Durchwandern wir den Herbst“.
Beim Spaziergang ergab sich übrigens die Möglichkeit zum Gespräch mit Nataša Jurina, der Direktorin des Tourismusverbandes der Stadt Krk. Sie erläuterte mir, dass dieser neue Rundwanderweg ein Teil des Tourismuskonzeptes der Stadt und der Insel Krk sei. Man habe sich auf das besonnen, was Krk so besonders macht und für die Einheimischen so selbstverständlich ist: das angenehme Klima, die wunderbare Natur, die reichhaltige Kultur, die glasklare Adria und natürlich das mediterrane Leben mit seiner schmackhaften und gesunden Kost. Zusammengefasst in dem modernen Begriff „Well-life“ soll es in den kommenden Jahren als sanfter Tourismus weiter ausgebaut werden und einen Beitrag zur Erholung der gestressten Städter insbesondere aus Europa leisten. Wie ich meine, ein Erfolg versprechendes Konzept, das nicht nur den Touristen, sondern auch der Tradition und Natur der wunderschönen "goldenen Insel", zugute kommen wird.
Weiter Bilder und eine Zusammenfassung der Tour mit Wanderkarte und allen Infotafeln als pdf-Datei habe ich auf unserer Homepage eingestellt:
Der goldene Schatz von Krk