Eisenbahner
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Hallo Forum!
Nach Anreise und Rovinj folgt hier nun der dritte Teil unseres Reiseberichtes Kroatien 2011. Er ist eigentlich geprägt von persönlichen Erinnerungen an Mali Losinj, insbesondere an das Hotel HELIOS (Heli) in Mali Losinj und die CIKAT-Bucht, von daher für einige sicherlich eher uninteressant, dafür schon einmal vorab unsere Entschuldigung. Um einer gewissen Vollständigkeit willen stelle ich diesen Teil trotzdem hier ein. Wer mag und die Lokalitäten kennt, möchte aber unsere Erinnerung vielleicht doch mit uns teilen?
Damit keine Missverständnisse entstehen: Nein, wir sind keine Verkaufsagenten des Hotels HELIOS auf Mali Losinj.
Nachdem wir uns in Rovinj wieder prima eingelebt haben, kommt der Tag unserer ersten Exkursion, die uns auf die Insel Losinj führen wird. Von Deutschland aus hatten wir dafür einen Mietwagen gebucht. Von Deutschland aus deshalb, weil wir alle Mietbedingungen auf Deutsch lesen können, die Deckungssummen europäischem Standard entspricht, einige Sonderversicherungen einbegriffen sind (z.B. Dach, Reifen, …) und obendrein die Stornierung kostenlos wäre. Dazu hatten wir im Internet außerdem angekreuzt, dass der Wagen vor die Tür unserer Pension gebracht wird. Ob das wohl klappt? Na klar! Etwas vor der vereinbarten Zeit sitzen wir im Schatten vor unserer Unterkunft, und überpünktlich erscheinen zwei Mitarbeiter der Autovermietung, die uns den Wagen übergeben. Schönes Auto, Tank voll, Karte auf den Knien, es kann losgehen! Halt Stopp! Wo ist Fröschi, unser Haustier? Ooooch nöööö, er will nicht mit, hat es sich mit seinem Spielkameraden am Pool unserer Unterkunft bequem gemacht. Na gut, dann fahren wir eben alleine.
Fröschi mit Spielkamerad am Pool. Hoffentlich fühlen sich die anderen Badegäste nicht gestört ...
Wir steuern den Hafen Brestova an, der fast auf gleicher geographischer Höhe liegt wie Rovinj, allerdings fährt man dabei einmal quer durch Istrien, von der West- an die Ostküste.
Der Weg führt uns von Rovinj über Kanfanar, Zminj, Potpican und Plomin an der gleichnamigen Bucht nach Südosten und um die letzten Ausläufer des Ucka-Gebirges herum, ehe es Richtung Nordosten weitergeht auf der Straße Nr. 66 Richtung Lovran und Opatija, die wir aber nur bis zum Abzweig Brestova nutzen. Nachdem wir auf diesen abgebogen sind, sehen wir schon in der Ferne unsere Fähre, die vom gegenüberliegenden Hafen Porozina auf der Insel Cres kommt und uns gleich dorhin bringen wird.
Da kommt sie - unsere Fähre von und nach Cres.
Einen gewissen zeitlichen Puffer als Wartezeit hatten wir für die Tour eingeplant, aber nicht gedacht, dass die Schlange vor uns schon so lang ist, obwohl es doch Wochenmitte ist. Zwischendurch befürchten wir auch, dass wir nicht mehr auf diese Fähre kommen, aber es passen dann doch viel mehr Fahrzeuge darauf, als es von hoch oben von der Küstenstraße aussieht. Eigentlich hätte von uns schon jemand vorlaufen können, um an der einige hundert Meter vor dem Anleger befindlichen Bude das Ticket zu kaufen, aus Unwissenheit rollen wir aber gemächlich an die Bude heran und kaufen erst jetzt, während die Eingeweihten, die vorher während des Staus kauften, uns nun lässig überholen … 8)
Nach Ankunft auf der Insel Cres schraubt sich die Straße einige hundert Meter nach oben, so dass wir – und einige andere auch – einen Extrastopp einlegen, um die fantastische Aussicht auf die Kvarnerbucht zu genießen. Alleine diese Aussicht rechtfertigt schon eine gewisse Anfahrt, und es ist einfach klasse zu sehen, wie die Adria still vor uns liegt, kontrastiert von den grünen Bergrücken der Insel Cres.
Tolle Aussichten auf der Insel Cres. Die Straße windet sich vom Anleger der Fähre hoch hinauf.
Die haben wir übrigens ganz anders in Erinnerung. Als wir in den 70er Jahren vormittags mit dem Zug in Rijeka ankamen und von dort mit dem Kompass-Bus abgeholt wurden, stand uns eine richtige Tortur bevor. Ich erinnere mich an einen glühend heißen Bus, der stundenlang mit relativ hoher Geschwindigkeit über eine sehr kurvenreiche Strecke fuhr, auf einer kahlen, felsigen, unwirtlichen Insel Cres. Von den Spucktüten im Bus wurde viel Gebrauch gemacht. Umso erstaunter waren wir damals, als wir auf der grünen Insel Losinj ankamen und dort einen sehr schönen Badeurlaub verbringen konnten.
Obwohl wir vor ca. 40 Jahren das letzte Mal hier waren, klappt die Orientierung auf Losinj überraschend gut. Wir sind auf der Suche nach dem Hotel Helios in der Cikat-Bucht. Gibt es dieses Hotel überhaupt noch? Nun, mit unserer Karte sowie den Hinweisschildern an der Straße, die alle Hotels mit Namen verzeichnen, finden wir auf Anhieb zu unserem damaligen Hotel. Wir wissen noch, dass es schön eingebettet lag in einen Nadelwald und dass ein kurzer Weg aus dem Garten des Hotels hinunter zur Badebucht führte. Und tatsächlich, am Ende des Weges finden wir uns in einem Nadelwäldchen wieder, und vor uns taucht ein – nach so langer Zeit! – vertrautes Gebäude auf.
Ziel erreicht: Ehemaliges Hotel HELIOS, nun Gästehaus HELIOS.
So gingen wir auch vor 40 Jahren schon vom Hotel zum Baden.
Das Haus Helios war damals als Hotel deklariert. Nun firmiert es unter der Bezeichnung „Gästehaus“. Es gilt heute als einfache Unterkunft, nach Landeskategorie im Zweisternebereich. Hat man sich damals mit so wenig zufriedengegeben? Anscheinend! Allerdings: Ich wüsste gar nicht, dass uns irgendetwas gefehlt hätte, im Gegenteil. Es waren die schönsten Ferien seinerzeit. Die Zimmer waren absolut in Ordnung und hatten eigene Duschen. Das Essen fand ich immer interessant und lecker, und die gesamte Anlage war gepflegt. Man war in einer für unsere Verhältnisse „exotischen“ Umgebung, und man urlaubte außerdem in dem Bewusstsein, in Jugoslawien zu sein, einem Land mit besonderem Image bzw. Profil, irgendwie „östlich“, aber auch wieder nicht. Da wir als Familie nicht viel Geld hatten, kam uns dieses Urlaubsangebot damals gerade recht, und das ging anscheinend anderen auch so, denn die Anlage war voll mit Familien mit jüngeren Kindern.
Schon kurz nach der Ankunft wird deutlich, dass die Anlage voller Leben ist. Heute – wie damals – sind hier vor allem Familien mit kleineren Kindern untergekommen. Allerdings sieht man kaum deutsche Nummernschilder, sonder vor allem slowenische, ungarische oder tschechische und slowakische. Somit scheint sich die Zielgruppe etwas gewandelt zu haben, aber: Schön ist die Anlage immer noch, und dies, obwohl sich im großen und ganzen gar nicht so viel verändert hat. Zunächst stärken wir uns unten an der Cikat-Bucht mit einer Pizza, und zwar sitzen wir gut und schattig auf der Terrasse der Villa Hortensia. Die Preise sind eigentlich in Ordnung (wobei wir uns an anderen Orten orientieren und nicht am kroatischen Durchschnittslohn), und das Essen schmeckt, zumal bei der Aussicht über die Bucht.
Villa Hortensia. Hier ließ es sich gut rasten ...
... und speisen.
Dann gehen wir zurück zum HELIOS. Die Recepcija befindet sich noch im Originalzustand – klasse. In den Fächern an der Rückwand lagerte einst die uns nachgeschickte Post … Auch die Halle mit Sitzgelegenheiten und Billiardtischen versprüht mühelos den Charme der 70er. Das ist ja unbezahlbar! Und im Eingangsbereich hängt eine handgemalte Karte vom Kvarner-Gebiet. Sehr schön. Sie zeigt bereits den Ucka-Tunnel (1981) von Rijeka nach Istrien, sie muss also wohl Anfang der 80er Jahre entstanden sein.
Rezeption im HELIOS. Original-Inventar mit den alten Lettern.
Hotelhalle HELIOS - ganz wie damals.
Hotelflur
Ganz undigital: handgemalte Karte der Kvarner-Region.
Im Gartenbereich der Anlage stehen einige kleine Bungalows, die als Unterkunftsalternative zur Verfügung stehen. Trotz minimaler Wandstärke waren diese Behausungen (auch) damals gefragt.
Das Schöne an der Anlage Helios war und ist, dass sie wegen ihrer sehr angepassten Bauweise sehr gut in die Landschaft integriert ist, d.h. man hat hier nicht unbedacht in die Höhe gebaut oder die Bettenzahl ins Kraut schießen lassen. Diesen vergleichsweise behutsamen Umgang mit der Landschaft konnte und kann man heute noch an vielen Stellen Kroatiens beobachten, und dies war sicherlich auch einer der Gründe, dass viele Urlauber lieber in diese Region gefahren sind als nach Italien oder Spanien, deren Gestade teilweise – wie ich finde – brutal zugebaut worden sind.
Vom Hauptgebäude des Helios geht man wenige Meter durch einen schattigen kleinen Wald zur Badebucht hinunter, die mir damals größer vorkam.
HELIOS Bungalows
HELIOS Klassifizierung
Wie wir dann recherchieren, finden sich im Wald der Cikat-Bucht viele verschiedene Gewächse wie Aleppokiefer (Pinus halepensis), Mastixstrauch (Pistacia lentiscus), Myrte (Myrtus communis), Erdbeerbaum (Arbutus unedo), Mittelmeerschneeball (Viburnum tinus), Windendes Geißblatt (Lonicera implexa), Baumheide (Erica arborea), Stech-Wacholder (Juniperus oxycedrus), Olivenbaum (Olea europaea), Zeder (Cedrus deodara), Zypresse (Cupressus sempervirens), Pinie (Pinus pinea) und andere mediterrane Pflanzenarten. Der Park wurde übrigens von Ambroz Haračić, Professor an der gleichnamigen Lošinjer Seefahrtsschule, bereits am Ende des 19. Jahrhunderts angepflanzt, und wie es der Zufall will, hat unser Vermieter in Rovinj an genau dieser Schule sein Marine-Handwerk gelernt.
Auch heute noch sind am Strand der Cikat-Bucht Familien und v.a. deren kleinere Kinder glücklich, zumal der Strand mit Sand und ganz feinem Kies nur ganz allmählich abfällt und das Wasser somit ideal für die Kleinen ist. Auch Seeigel gibt es hier nicht, nach unserer Erinnerung aber wohl in anderen Buchten in der Nähe, die man dann mit Badeschuhen aufsuchte.
Die Cikat-Bucht liegt geschützt, bietet aber anscheinend doch genug Wind, dass heute die Surfer (damals unbekannt) ausreichend vorankommen. Selbst das kleine Strandbüdchen von damals steht noch. Wo wir seinerzeit Wurst oder Kuchen kauften, was wir in sofort durchfettendem Papier überreicht bekamen, da ist heute alles rund um das Badevergnügen erhältlich.
Unter Bäumen lässt es sich aushalten: Zwischen Hotel und Strand.
Wohlfühlzone für Familien mit kleineren Kindern: CIKAT-Bucht.
Blick bis zum Eingang der Bucht (Kap Annunziata), wo die kleine Wallfahrtskirche Mariä Verkündigung steht. Diese Kirche wurde 1858 erbaut. Auf dem Kap haben die Frauen und Mütter die Schiffe verabschiedet, auf denen ihre Männer fuhren.
Unsere alte Kuchenbude. Heute: Verkauf von Schwimmartikeln.
Wenn ich diesen Platz mit Rovinj vergleiche, erscheint er mir etwas „trubeliger“. Obwohl in Rovinj auch sehr viel junges Volk anzutreffen ist, scheint mir zumindest in dieser Bucht der Akzent noch stärker auf Familie zu liegen (was ich sehr gut finde). Die Preise erscheinen beim ersten Hinsehen etwas moderater als in Rovinj, aber das könnte auch ein Trugschluss sein und müsste wohl genauer untersucht werden.
Jedenfalls freut es uns sehr, dass Hotelanlagen, die nach wie vor ihren Gebrauchswert haben, nicht einfach abgerissen werden, nur weil manche Urlaubergruppen inzwischen Spa statt Spar erwarten. Muss es wirklich Ultra All Inclusive mit Dine Around und A la carte sein oder ist eventuell die gute alte Halb- oder Vollpension völlig ausreichend?
Beim Helios hat es, wie wir sehen, nach wie vor alles, was man braucht.
Da wir nur einen Tagesausflug nach „Mali“, wie wir es immer nennen, geplant haben, ist die Zeit ganz schnell um, und der Abschied fällt etwas schwer von „unserem“ Helios. Aber wir können ja wieder kommen, evt. sogar mal wieder buchen?
Bevor wir wieder zurück gen Istrien fahren, schnell noch ein Blick auf den Ort. Da gibt es z.B. die Werftanlagen, in denen kürzlich auch die Marko Polo repariert wurde, nachdem sie außerplanmäßig eine Insel angelaufen hatte. Und wir sehen die Hafenpromenade wieder. Dorthin haben wir seinerzeit einige Spaziergänge gemacht. Auf dem Weg dahin bettelten ältere Frauen um einige „Dinar“, wie die Währung damals hieß, und in den Geschäften dort an der Promenade roch es irgendwie „östlich“, so wie in Läden in der DDR manchmal auch, und zu kaufen waren z.B. T-Shirts mit Losinj-Aufdruck, Kapitänsmützen, Leinenschuhe und allerlei Holzschnitzereien. Und so eine steht noch heute auf unserer Fensterbank. Es ist ein kleines Eselchen, das auf seiner linken und rechten Seite je ein kleines Holzeimerchen trägt.
Auf dem Weg von der CIKAT Bucht nach Mali Losinj.
Die Werften von Mali Losinj.
Blick auf Mali Losinj, im Hintergrund Kirchturm der Pfarrkirche Mariä Geburt. Die dreischiffige Kirche beherbergt Reliquien des hl. Romulus und ein Gemälde der Geburt der Jungfrau Maria.
So haben wir unseren Ausflug auf die Insel Losinj erlebt.
Für einen weiteren Teil des Reiseberichtes wäre noch Material vorhanden. Er sollte von unserer Exkursion nach Dubrovnik handeln und den Titel tragen: „Was geschah auf der M/F Liburnija“?
Danke für euer Interesse,
viele Grüße vom Eisenbahner
Mit Dank an ELMA als Ergänzung hier die Zusammenstellung der Teile 1-6:
Teil 1
"Vier Funde und ein Halleluja" (Kroatien 2011, Nr. 1/6)
Teil 2
Rovinj: Youngtimer in Old Town (Kroatien 2011, Nr. 2/6)
Teil 3
"Im Heli in Mali" (Kroatien 2011, Nr. 3/6)
Teil 4
Was geschah auf der M/F LIBURNIJA?
Teil 5
Die rätselhaften Ruinen von Konavle
Teil 6
Rijeka: Wiedersehen mit der LIBURNIJA (Kroatien 2011, 6/6)
Nach Anreise und Rovinj folgt hier nun der dritte Teil unseres Reiseberichtes Kroatien 2011. Er ist eigentlich geprägt von persönlichen Erinnerungen an Mali Losinj, insbesondere an das Hotel HELIOS (Heli) in Mali Losinj und die CIKAT-Bucht, von daher für einige sicherlich eher uninteressant, dafür schon einmal vorab unsere Entschuldigung. Um einer gewissen Vollständigkeit willen stelle ich diesen Teil trotzdem hier ein. Wer mag und die Lokalitäten kennt, möchte aber unsere Erinnerung vielleicht doch mit uns teilen?
Damit keine Missverständnisse entstehen: Nein, wir sind keine Verkaufsagenten des Hotels HELIOS auf Mali Losinj.
Nachdem wir uns in Rovinj wieder prima eingelebt haben, kommt der Tag unserer ersten Exkursion, die uns auf die Insel Losinj führen wird. Von Deutschland aus hatten wir dafür einen Mietwagen gebucht. Von Deutschland aus deshalb, weil wir alle Mietbedingungen auf Deutsch lesen können, die Deckungssummen europäischem Standard entspricht, einige Sonderversicherungen einbegriffen sind (z.B. Dach, Reifen, …) und obendrein die Stornierung kostenlos wäre. Dazu hatten wir im Internet außerdem angekreuzt, dass der Wagen vor die Tür unserer Pension gebracht wird. Ob das wohl klappt? Na klar! Etwas vor der vereinbarten Zeit sitzen wir im Schatten vor unserer Unterkunft, und überpünktlich erscheinen zwei Mitarbeiter der Autovermietung, die uns den Wagen übergeben. Schönes Auto, Tank voll, Karte auf den Knien, es kann losgehen! Halt Stopp! Wo ist Fröschi, unser Haustier? Ooooch nöööö, er will nicht mit, hat es sich mit seinem Spielkameraden am Pool unserer Unterkunft bequem gemacht. Na gut, dann fahren wir eben alleine.
Fröschi mit Spielkamerad am Pool. Hoffentlich fühlen sich die anderen Badegäste nicht gestört ...
Wir steuern den Hafen Brestova an, der fast auf gleicher geographischer Höhe liegt wie Rovinj, allerdings fährt man dabei einmal quer durch Istrien, von der West- an die Ostküste.
Der Weg führt uns von Rovinj über Kanfanar, Zminj, Potpican und Plomin an der gleichnamigen Bucht nach Südosten und um die letzten Ausläufer des Ucka-Gebirges herum, ehe es Richtung Nordosten weitergeht auf der Straße Nr. 66 Richtung Lovran und Opatija, die wir aber nur bis zum Abzweig Brestova nutzen. Nachdem wir auf diesen abgebogen sind, sehen wir schon in der Ferne unsere Fähre, die vom gegenüberliegenden Hafen Porozina auf der Insel Cres kommt und uns gleich dorhin bringen wird.
Da kommt sie - unsere Fähre von und nach Cres.
Einen gewissen zeitlichen Puffer als Wartezeit hatten wir für die Tour eingeplant, aber nicht gedacht, dass die Schlange vor uns schon so lang ist, obwohl es doch Wochenmitte ist. Zwischendurch befürchten wir auch, dass wir nicht mehr auf diese Fähre kommen, aber es passen dann doch viel mehr Fahrzeuge darauf, als es von hoch oben von der Küstenstraße aussieht. Eigentlich hätte von uns schon jemand vorlaufen können, um an der einige hundert Meter vor dem Anleger befindlichen Bude das Ticket zu kaufen, aus Unwissenheit rollen wir aber gemächlich an die Bude heran und kaufen erst jetzt, während die Eingeweihten, die vorher während des Staus kauften, uns nun lässig überholen … 8)
Nach Ankunft auf der Insel Cres schraubt sich die Straße einige hundert Meter nach oben, so dass wir – und einige andere auch – einen Extrastopp einlegen, um die fantastische Aussicht auf die Kvarnerbucht zu genießen. Alleine diese Aussicht rechtfertigt schon eine gewisse Anfahrt, und es ist einfach klasse zu sehen, wie die Adria still vor uns liegt, kontrastiert von den grünen Bergrücken der Insel Cres.
Tolle Aussichten auf der Insel Cres. Die Straße windet sich vom Anleger der Fähre hoch hinauf.
Die haben wir übrigens ganz anders in Erinnerung. Als wir in den 70er Jahren vormittags mit dem Zug in Rijeka ankamen und von dort mit dem Kompass-Bus abgeholt wurden, stand uns eine richtige Tortur bevor. Ich erinnere mich an einen glühend heißen Bus, der stundenlang mit relativ hoher Geschwindigkeit über eine sehr kurvenreiche Strecke fuhr, auf einer kahlen, felsigen, unwirtlichen Insel Cres. Von den Spucktüten im Bus wurde viel Gebrauch gemacht. Umso erstaunter waren wir damals, als wir auf der grünen Insel Losinj ankamen und dort einen sehr schönen Badeurlaub verbringen konnten.
Obwohl wir vor ca. 40 Jahren das letzte Mal hier waren, klappt die Orientierung auf Losinj überraschend gut. Wir sind auf der Suche nach dem Hotel Helios in der Cikat-Bucht. Gibt es dieses Hotel überhaupt noch? Nun, mit unserer Karte sowie den Hinweisschildern an der Straße, die alle Hotels mit Namen verzeichnen, finden wir auf Anhieb zu unserem damaligen Hotel. Wir wissen noch, dass es schön eingebettet lag in einen Nadelwald und dass ein kurzer Weg aus dem Garten des Hotels hinunter zur Badebucht führte. Und tatsächlich, am Ende des Weges finden wir uns in einem Nadelwäldchen wieder, und vor uns taucht ein – nach so langer Zeit! – vertrautes Gebäude auf.
Ziel erreicht: Ehemaliges Hotel HELIOS, nun Gästehaus HELIOS.
So gingen wir auch vor 40 Jahren schon vom Hotel zum Baden.
Das Haus Helios war damals als Hotel deklariert. Nun firmiert es unter der Bezeichnung „Gästehaus“. Es gilt heute als einfache Unterkunft, nach Landeskategorie im Zweisternebereich. Hat man sich damals mit so wenig zufriedengegeben? Anscheinend! Allerdings: Ich wüsste gar nicht, dass uns irgendetwas gefehlt hätte, im Gegenteil. Es waren die schönsten Ferien seinerzeit. Die Zimmer waren absolut in Ordnung und hatten eigene Duschen. Das Essen fand ich immer interessant und lecker, und die gesamte Anlage war gepflegt. Man war in einer für unsere Verhältnisse „exotischen“ Umgebung, und man urlaubte außerdem in dem Bewusstsein, in Jugoslawien zu sein, einem Land mit besonderem Image bzw. Profil, irgendwie „östlich“, aber auch wieder nicht. Da wir als Familie nicht viel Geld hatten, kam uns dieses Urlaubsangebot damals gerade recht, und das ging anscheinend anderen auch so, denn die Anlage war voll mit Familien mit jüngeren Kindern.
Schon kurz nach der Ankunft wird deutlich, dass die Anlage voller Leben ist. Heute – wie damals – sind hier vor allem Familien mit kleineren Kindern untergekommen. Allerdings sieht man kaum deutsche Nummernschilder, sonder vor allem slowenische, ungarische oder tschechische und slowakische. Somit scheint sich die Zielgruppe etwas gewandelt zu haben, aber: Schön ist die Anlage immer noch, und dies, obwohl sich im großen und ganzen gar nicht so viel verändert hat. Zunächst stärken wir uns unten an der Cikat-Bucht mit einer Pizza, und zwar sitzen wir gut und schattig auf der Terrasse der Villa Hortensia. Die Preise sind eigentlich in Ordnung (wobei wir uns an anderen Orten orientieren und nicht am kroatischen Durchschnittslohn), und das Essen schmeckt, zumal bei der Aussicht über die Bucht.
Villa Hortensia. Hier ließ es sich gut rasten ...
... und speisen.
Dann gehen wir zurück zum HELIOS. Die Recepcija befindet sich noch im Originalzustand – klasse. In den Fächern an der Rückwand lagerte einst die uns nachgeschickte Post … Auch die Halle mit Sitzgelegenheiten und Billiardtischen versprüht mühelos den Charme der 70er. Das ist ja unbezahlbar! Und im Eingangsbereich hängt eine handgemalte Karte vom Kvarner-Gebiet. Sehr schön. Sie zeigt bereits den Ucka-Tunnel (1981) von Rijeka nach Istrien, sie muss also wohl Anfang der 80er Jahre entstanden sein.
Rezeption im HELIOS. Original-Inventar mit den alten Lettern.
Hotelhalle HELIOS - ganz wie damals.
Hotelflur
Ganz undigital: handgemalte Karte der Kvarner-Region.
Im Gartenbereich der Anlage stehen einige kleine Bungalows, die als Unterkunftsalternative zur Verfügung stehen. Trotz minimaler Wandstärke waren diese Behausungen (auch) damals gefragt.
Das Schöne an der Anlage Helios war und ist, dass sie wegen ihrer sehr angepassten Bauweise sehr gut in die Landschaft integriert ist, d.h. man hat hier nicht unbedacht in die Höhe gebaut oder die Bettenzahl ins Kraut schießen lassen. Diesen vergleichsweise behutsamen Umgang mit der Landschaft konnte und kann man heute noch an vielen Stellen Kroatiens beobachten, und dies war sicherlich auch einer der Gründe, dass viele Urlauber lieber in diese Region gefahren sind als nach Italien oder Spanien, deren Gestade teilweise – wie ich finde – brutal zugebaut worden sind.
Vom Hauptgebäude des Helios geht man wenige Meter durch einen schattigen kleinen Wald zur Badebucht hinunter, die mir damals größer vorkam.
HELIOS Bungalows
HELIOS Klassifizierung
Wie wir dann recherchieren, finden sich im Wald der Cikat-Bucht viele verschiedene Gewächse wie Aleppokiefer (Pinus halepensis), Mastixstrauch (Pistacia lentiscus), Myrte (Myrtus communis), Erdbeerbaum (Arbutus unedo), Mittelmeerschneeball (Viburnum tinus), Windendes Geißblatt (Lonicera implexa), Baumheide (Erica arborea), Stech-Wacholder (Juniperus oxycedrus), Olivenbaum (Olea europaea), Zeder (Cedrus deodara), Zypresse (Cupressus sempervirens), Pinie (Pinus pinea) und andere mediterrane Pflanzenarten. Der Park wurde übrigens von Ambroz Haračić, Professor an der gleichnamigen Lošinjer Seefahrtsschule, bereits am Ende des 19. Jahrhunderts angepflanzt, und wie es der Zufall will, hat unser Vermieter in Rovinj an genau dieser Schule sein Marine-Handwerk gelernt.
Auch heute noch sind am Strand der Cikat-Bucht Familien und v.a. deren kleinere Kinder glücklich, zumal der Strand mit Sand und ganz feinem Kies nur ganz allmählich abfällt und das Wasser somit ideal für die Kleinen ist. Auch Seeigel gibt es hier nicht, nach unserer Erinnerung aber wohl in anderen Buchten in der Nähe, die man dann mit Badeschuhen aufsuchte.
Die Cikat-Bucht liegt geschützt, bietet aber anscheinend doch genug Wind, dass heute die Surfer (damals unbekannt) ausreichend vorankommen. Selbst das kleine Strandbüdchen von damals steht noch. Wo wir seinerzeit Wurst oder Kuchen kauften, was wir in sofort durchfettendem Papier überreicht bekamen, da ist heute alles rund um das Badevergnügen erhältlich.
Unter Bäumen lässt es sich aushalten: Zwischen Hotel und Strand.
Wohlfühlzone für Familien mit kleineren Kindern: CIKAT-Bucht.
Blick bis zum Eingang der Bucht (Kap Annunziata), wo die kleine Wallfahrtskirche Mariä Verkündigung steht. Diese Kirche wurde 1858 erbaut. Auf dem Kap haben die Frauen und Mütter die Schiffe verabschiedet, auf denen ihre Männer fuhren.
Unsere alte Kuchenbude. Heute: Verkauf von Schwimmartikeln.
Wenn ich diesen Platz mit Rovinj vergleiche, erscheint er mir etwas „trubeliger“. Obwohl in Rovinj auch sehr viel junges Volk anzutreffen ist, scheint mir zumindest in dieser Bucht der Akzent noch stärker auf Familie zu liegen (was ich sehr gut finde). Die Preise erscheinen beim ersten Hinsehen etwas moderater als in Rovinj, aber das könnte auch ein Trugschluss sein und müsste wohl genauer untersucht werden.
Jedenfalls freut es uns sehr, dass Hotelanlagen, die nach wie vor ihren Gebrauchswert haben, nicht einfach abgerissen werden, nur weil manche Urlaubergruppen inzwischen Spa statt Spar erwarten. Muss es wirklich Ultra All Inclusive mit Dine Around und A la carte sein oder ist eventuell die gute alte Halb- oder Vollpension völlig ausreichend?
Beim Helios hat es, wie wir sehen, nach wie vor alles, was man braucht.
Da wir nur einen Tagesausflug nach „Mali“, wie wir es immer nennen, geplant haben, ist die Zeit ganz schnell um, und der Abschied fällt etwas schwer von „unserem“ Helios. Aber wir können ja wieder kommen, evt. sogar mal wieder buchen?
Bevor wir wieder zurück gen Istrien fahren, schnell noch ein Blick auf den Ort. Da gibt es z.B. die Werftanlagen, in denen kürzlich auch die Marko Polo repariert wurde, nachdem sie außerplanmäßig eine Insel angelaufen hatte. Und wir sehen die Hafenpromenade wieder. Dorthin haben wir seinerzeit einige Spaziergänge gemacht. Auf dem Weg dahin bettelten ältere Frauen um einige „Dinar“, wie die Währung damals hieß, und in den Geschäften dort an der Promenade roch es irgendwie „östlich“, so wie in Läden in der DDR manchmal auch, und zu kaufen waren z.B. T-Shirts mit Losinj-Aufdruck, Kapitänsmützen, Leinenschuhe und allerlei Holzschnitzereien. Und so eine steht noch heute auf unserer Fensterbank. Es ist ein kleines Eselchen, das auf seiner linken und rechten Seite je ein kleines Holzeimerchen trägt.
Auf dem Weg von der CIKAT Bucht nach Mali Losinj.
Die Werften von Mali Losinj.
Blick auf Mali Losinj, im Hintergrund Kirchturm der Pfarrkirche Mariä Geburt. Die dreischiffige Kirche beherbergt Reliquien des hl. Romulus und ein Gemälde der Geburt der Jungfrau Maria.
So haben wir unseren Ausflug auf die Insel Losinj erlebt.
Für einen weiteren Teil des Reiseberichtes wäre noch Material vorhanden. Er sollte von unserer Exkursion nach Dubrovnik handeln und den Titel tragen: „Was geschah auf der M/F Liburnija“?
Danke für euer Interesse,
viele Grüße vom Eisenbahner
Mit Dank an ELMA als Ergänzung hier die Zusammenstellung der Teile 1-6:
Teil 1
"Vier Funde und ein Halleluja" (Kroatien 2011, Nr. 1/6)
Teil 2
Rovinj: Youngtimer in Old Town (Kroatien 2011, Nr. 2/6)
Teil 3
"Im Heli in Mali" (Kroatien 2011, Nr. 3/6)
Teil 4
Was geschah auf der M/F LIBURNIJA?
Teil 5
Die rätselhaften Ruinen von Konavle
Teil 6
Rijeka: Wiedersehen mit der LIBURNIJA (Kroatien 2011, 6/6)