Udo
aktives Mitglied
Auf Grund des Interesses unseres Sohnes für den Buddhismus im Allgemeinen und Tibet im Besonderen wollten wir dieses Jahr auf dem Weg in den Süden einige Tage in Kärnten/Österreich verbringen, und zwar in der Gemeinde Hüttenberg im Görtschitztal ca. 50km nördlich von Klagenfurt. Infos unter: www.huettenberg.at
Unsere Unterkunft buchten wir vorab im Geozentrum Knappenberg. Hier werden noch Traditionen des jahrhundertealten Bergbaus aufrecht erhalten. Unser Appartement im Gästehaus war geräumig, sauber, gepflegt und preiswert. Dieses Haus können wir guten Gewissens weiterempfehlen.
Ein vor dem Gästehaus stehender Erzhunt ist ein Relikt des Bergbaus, es gibt u.a. Seminare zur Verarbeitung von Edelsteinen und in einem benachbarten ehemaligen Bergwerk kann man einen stillgelegten Stollen besichtigen.
Der Hüttenberger Ortsteil Knappenberg war der Geburts- und Wohnort von Heinrich Harrer. Hier kann man noch viele Reihenholzhäuser der Bergleute in gepflegtem Zustand sehen.
Heinrich wer?? Nun ja, der Name ist wohl nicht vielen geläufig, auch nicht die Tatsache, daß er einer der 4 Erstbesteiger der Eiger-Nordwand im Juli 1938 war.
Aber den Hollywood-Streifen "Sieben Jahre in Tibet" mit Brad Pitt in der Hauptrolle dürften viele kennen. Die Vorlage zu diesem Streifen ist das gleichnamige Buch von Heinrich Harrer, dem Lehrer und Freund des 14. Dalai Lama Tenzing Gyatso.
Übrigens durften die Dreharbeiten zu diesem Film natürlich nicht im historischen Tibet gedreht werden, und sowohl der Regisseur Jean-Jacques Annaud als auch die Hauptdarsteller Brad Pitt, David Thewlis und Jamyang Jamtsho Wangchuk erhielten ein lebenslanges Einreiseverbot in die "Volksrepublik China".
Das Hüttenberger Heinrich-Harrer-Museum war unser Ziel. In einer ehemaligen Schule wurde mit sehr vielen Exponaten seines langen Forscher-, Bergsteiger- und Abenteurerlebens ein hervorragendes Museum eingerichtet, bei dessen Einweihung auch Seine Heiligkeit der 14. Dalai Lama anwesend war.
Es ist irgendwie merkwürdig, in einem kleinen Gebirgsdorf in Kärnten so viele tibetische Flaggen zu sehen, die unübersehbar um das Museum wehen und den Weg dorthin weisen.
Den Hauptschwerpunkt bilden eben jene 7 Jahre in Tibet, die er auf der Flucht aus englischer Kriegsgefangenschaft zunächst als Illegaler und Flüchtling, später als Regierungsangestellter und als Lehrer des Dalai Lama in Lhasa verbrachte.
Aber auch die Reisen in andere Länder rund um den Globus werden sehr anschaulich mit Bildern und Exponaten dokumentiert.
Im Eingangsbereich gibt es als Hinweis zum örtlichen Puppenmuseum Harrer und den Dalai Lama als Miniaturen zu sehen.
In den weiteren Stockwerken sind unglaublich viele Exponate zu bewundern, viele Zeitungsauschnitte aus der damaligen Zeit, religiöse und weltliche Dinge aus Tibet.
Als Höhepunkt befindet sich in einem separaten und sehr feierlichen Raum ein Thron, der nur vom Gottkönig selbst, dem Dalai Lama (aus dem Mongolischen etwa "Ozean des Wissens") benutzt werden darf. Natürlich war im Museum das Fotografieren nicht erlaubt, so daß ich hier nur Beschreibungen liefern kann. Jeder, der sich für die Geschichte dieses Volkes und dessen Religion interessiert, bekommt hier sehr viele und authentische Informationen.
Besonders erschütternd sind Bilder und Schilderungen der "chinesichen Befreiung vom imperialistischen Joch". Zur Zeit des Einmarschs der "Volksbefreiungsarmee" befanden sich übrigens in Tibet ganze 6 Ausländer, unter ihnen Heinrich Harrer und sein Kamerad Peter Aufschnaiter. "Friedliche Befreiung" heißt u.a. im Klartext, daß von ca. 6000 Klöstern am Ende der "Kulturrevolution" lediglich 7 übrig blieben (heute ist die Zahl wieder höher). Der Rest wurde durch den Roten Terror in blindwütigem Haß zerstört, teilweise wurden die Klöster aus der Luft bombardiert und zerstört (natürlich befanden sich die Mönche noch IM Kloster), es gab Zehntausende Tote.
Abschließend zu diesem Thema eine Erklärung des Deutschen Bundestages von 1996 zur Tibet-Frage (Quelle: Wikipedia):
„Beginnend mit den unmenschlichen Militäraktionen seit dem Einmarsch Chinas im Jahr 1950, dauert die gewaltsame Unterdrückung Tibets und seines Strebens nach politischer, ethnischer, kultureller und religiöser Selbstbestimmung bis heute an. Die fortgesetzte Repressionspolitik Chinas in Tibet hat schwere Menschenrechtsverletzungen, Umweltzerstörungen sowie massive wirtschaftliche, soziale, rechtliche und politische Benachteiligungen der tibetischen Bevölkerung und letztlich die Sinisierung Tibets zur Folge.“
Gegenüber dem Museum ist an den Felsen ein tibetischer Pilgerpfad angelegt worden, der in Erinnerung an den berühmten Pfad in der Hauptstadt Lhasa "Lingkor" genannt wird.
Zunächst betritt man am Fuß des Felsens eine Stupa, einen buddhistischen Sakralbau.
In deren Inneren befinden sich auf der linken Seite Gebetsmühlen
und auf der rechten Seite Buddha-Statuen.
An der Decke erblickt man ein Mandala, eigentlich ein farbiges Sandgemälde, welches aus Gründen der Schwerkraft hier mit gewöhnlicher Farbe ausgeführt wurde.
Nach Durchschreiten der Stupa ist etwas Kondition und Mut gefordert,
um die vielen Treppen und Stege hinaufzugehen.
Immer wieder hat man talwärts einen wunderbaren Ausblick auf das Museum und Hüttenberg
und bei dem Auf und Ab kommt man an einem großen Tangka vorbei, einem tibetischen Rollbild mit religiösen Motiven. Dieses große Tangka erinnert an die frühere Tradition, zum tibetischen Neujahrsfest ein riesiges Tangka am weltberühmten Potala-Palast anzubringen.
Hier am Hang steht man wirklich über den Sorgen des Alltags und hat Zeit zum Verweilen und Innehalten. Verschiedene Ansichten und Objekte lassen die Gedanken schweifen.
Der Höhepunkt des Pilgerpfads ist die Kettenbrücke, die nur von Mutigen in luftiger Höhe betreten wird.
Nach dem Rückweg durchschreitet man wieder die Stupa und kann sich nun weiteren Betätigungen widmen (Puppenmuseum, Bergwerksmuseum, Zinngießerei u.v.m.). Wir besuchten noch das schlichte Grab Harrers auf dem Hüttenberger Friedhof, der im Januar 2006 im biblischen Alter von 93 Jahren gestorben ist.
Seine Gattin bewohnt noch das gemeinsame Haus in Knappenberg. Selbst die Garage zieren Motive aus dem Himalaya.
Davor befindet sich ein kleiner Rastplatz mit einer Sonnenuhr, die die Koordinaten von Knappenberg und die Ziele der ausgedehnten Reisen Harrers und deren Entfernung von hier festhält.
Am nächsten Tag (02.08.2008) brachen wir nach dem Frühstück auf zur Weiterfahrt nach Istrien. Unsere Route führte uns auf Landstraßen zunächst nach Klagenfurt und über den Loiblpaß nach Slowenien. Unter Umgehung der Tunnels hatten wir eine wunderschöne Fahrt durch eine spektakuläre Bergwelt. Bei Kranj fuhren wir auf die slowenische Autobahn, die von hier bis Koper nun lückenlos befahrbar ist (ja wir hatten Glück, der unsägliche Tunnel in Ljubljana war tatsächlich offen!) und waren gegen 12 Uhr in Poreč, wo wir von unseren Gastgebern schon freudig erwartet wurden. Von dem Anfahrtschaos mit Blockabfertigung und Stau von 40km am Tauerntunnel bekamen wir zum Glück nichts mit und konnten nun entspannt den 2. Teil unseres Urlaubs beginnen.
Unsere Unterkunft buchten wir vorab im Geozentrum Knappenberg. Hier werden noch Traditionen des jahrhundertealten Bergbaus aufrecht erhalten. Unser Appartement im Gästehaus war geräumig, sauber, gepflegt und preiswert. Dieses Haus können wir guten Gewissens weiterempfehlen.
Ein vor dem Gästehaus stehender Erzhunt ist ein Relikt des Bergbaus, es gibt u.a. Seminare zur Verarbeitung von Edelsteinen und in einem benachbarten ehemaligen Bergwerk kann man einen stillgelegten Stollen besichtigen.
Der Hüttenberger Ortsteil Knappenberg war der Geburts- und Wohnort von Heinrich Harrer. Hier kann man noch viele Reihenholzhäuser der Bergleute in gepflegtem Zustand sehen.
Heinrich wer?? Nun ja, der Name ist wohl nicht vielen geläufig, auch nicht die Tatsache, daß er einer der 4 Erstbesteiger der Eiger-Nordwand im Juli 1938 war.
Aber den Hollywood-Streifen "Sieben Jahre in Tibet" mit Brad Pitt in der Hauptrolle dürften viele kennen. Die Vorlage zu diesem Streifen ist das gleichnamige Buch von Heinrich Harrer, dem Lehrer und Freund des 14. Dalai Lama Tenzing Gyatso.
Übrigens durften die Dreharbeiten zu diesem Film natürlich nicht im historischen Tibet gedreht werden, und sowohl der Regisseur Jean-Jacques Annaud als auch die Hauptdarsteller Brad Pitt, David Thewlis und Jamyang Jamtsho Wangchuk erhielten ein lebenslanges Einreiseverbot in die "Volksrepublik China".
Das Hüttenberger Heinrich-Harrer-Museum war unser Ziel. In einer ehemaligen Schule wurde mit sehr vielen Exponaten seines langen Forscher-, Bergsteiger- und Abenteurerlebens ein hervorragendes Museum eingerichtet, bei dessen Einweihung auch Seine Heiligkeit der 14. Dalai Lama anwesend war.
Es ist irgendwie merkwürdig, in einem kleinen Gebirgsdorf in Kärnten so viele tibetische Flaggen zu sehen, die unübersehbar um das Museum wehen und den Weg dorthin weisen.
Den Hauptschwerpunkt bilden eben jene 7 Jahre in Tibet, die er auf der Flucht aus englischer Kriegsgefangenschaft zunächst als Illegaler und Flüchtling, später als Regierungsangestellter und als Lehrer des Dalai Lama in Lhasa verbrachte.
Aber auch die Reisen in andere Länder rund um den Globus werden sehr anschaulich mit Bildern und Exponaten dokumentiert.
Im Eingangsbereich gibt es als Hinweis zum örtlichen Puppenmuseum Harrer und den Dalai Lama als Miniaturen zu sehen.
In den weiteren Stockwerken sind unglaublich viele Exponate zu bewundern, viele Zeitungsauschnitte aus der damaligen Zeit, religiöse und weltliche Dinge aus Tibet.
Als Höhepunkt befindet sich in einem separaten und sehr feierlichen Raum ein Thron, der nur vom Gottkönig selbst, dem Dalai Lama (aus dem Mongolischen etwa "Ozean des Wissens") benutzt werden darf. Natürlich war im Museum das Fotografieren nicht erlaubt, so daß ich hier nur Beschreibungen liefern kann. Jeder, der sich für die Geschichte dieses Volkes und dessen Religion interessiert, bekommt hier sehr viele und authentische Informationen.
Besonders erschütternd sind Bilder und Schilderungen der "chinesichen Befreiung vom imperialistischen Joch". Zur Zeit des Einmarschs der "Volksbefreiungsarmee" befanden sich übrigens in Tibet ganze 6 Ausländer, unter ihnen Heinrich Harrer und sein Kamerad Peter Aufschnaiter. "Friedliche Befreiung" heißt u.a. im Klartext, daß von ca. 6000 Klöstern am Ende der "Kulturrevolution" lediglich 7 übrig blieben (heute ist die Zahl wieder höher). Der Rest wurde durch den Roten Terror in blindwütigem Haß zerstört, teilweise wurden die Klöster aus der Luft bombardiert und zerstört (natürlich befanden sich die Mönche noch IM Kloster), es gab Zehntausende Tote.
Abschließend zu diesem Thema eine Erklärung des Deutschen Bundestages von 1996 zur Tibet-Frage (Quelle: Wikipedia):
„Beginnend mit den unmenschlichen Militäraktionen seit dem Einmarsch Chinas im Jahr 1950, dauert die gewaltsame Unterdrückung Tibets und seines Strebens nach politischer, ethnischer, kultureller und religiöser Selbstbestimmung bis heute an. Die fortgesetzte Repressionspolitik Chinas in Tibet hat schwere Menschenrechtsverletzungen, Umweltzerstörungen sowie massive wirtschaftliche, soziale, rechtliche und politische Benachteiligungen der tibetischen Bevölkerung und letztlich die Sinisierung Tibets zur Folge.“
Gegenüber dem Museum ist an den Felsen ein tibetischer Pilgerpfad angelegt worden, der in Erinnerung an den berühmten Pfad in der Hauptstadt Lhasa "Lingkor" genannt wird.
Zunächst betritt man am Fuß des Felsens eine Stupa, einen buddhistischen Sakralbau.
In deren Inneren befinden sich auf der linken Seite Gebetsmühlen
und auf der rechten Seite Buddha-Statuen.
An der Decke erblickt man ein Mandala, eigentlich ein farbiges Sandgemälde, welches aus Gründen der Schwerkraft hier mit gewöhnlicher Farbe ausgeführt wurde.
Nach Durchschreiten der Stupa ist etwas Kondition und Mut gefordert,
um die vielen Treppen und Stege hinaufzugehen.
Immer wieder hat man talwärts einen wunderbaren Ausblick auf das Museum und Hüttenberg
und bei dem Auf und Ab kommt man an einem großen Tangka vorbei, einem tibetischen Rollbild mit religiösen Motiven. Dieses große Tangka erinnert an die frühere Tradition, zum tibetischen Neujahrsfest ein riesiges Tangka am weltberühmten Potala-Palast anzubringen.
Hier am Hang steht man wirklich über den Sorgen des Alltags und hat Zeit zum Verweilen und Innehalten. Verschiedene Ansichten und Objekte lassen die Gedanken schweifen.
Der Höhepunkt des Pilgerpfads ist die Kettenbrücke, die nur von Mutigen in luftiger Höhe betreten wird.
Nach dem Rückweg durchschreitet man wieder die Stupa und kann sich nun weiteren Betätigungen widmen (Puppenmuseum, Bergwerksmuseum, Zinngießerei u.v.m.). Wir besuchten noch das schlichte Grab Harrers auf dem Hüttenberger Friedhof, der im Januar 2006 im biblischen Alter von 93 Jahren gestorben ist.
Seine Gattin bewohnt noch das gemeinsame Haus in Knappenberg. Selbst die Garage zieren Motive aus dem Himalaya.
Davor befindet sich ein kleiner Rastplatz mit einer Sonnenuhr, die die Koordinaten von Knappenberg und die Ziele der ausgedehnten Reisen Harrers und deren Entfernung von hier festhält.
Am nächsten Tag (02.08.2008) brachen wir nach dem Frühstück auf zur Weiterfahrt nach Istrien. Unsere Route führte uns auf Landstraßen zunächst nach Klagenfurt und über den Loiblpaß nach Slowenien. Unter Umgehung der Tunnels hatten wir eine wunderschöne Fahrt durch eine spektakuläre Bergwelt. Bei Kranj fuhren wir auf die slowenische Autobahn, die von hier bis Koper nun lückenlos befahrbar ist (ja wir hatten Glück, der unsägliche Tunnel in Ljubljana war tatsächlich offen!) und waren gegen 12 Uhr in Poreč, wo wir von unseren Gastgebern schon freudig erwartet wurden. Von dem Anfahrtschaos mit Blockabfertigung und Stau von 40km am Tauerntunnel bekamen wir zum Glück nichts mit und konnten nun entspannt den 2. Teil unseres Urlaubs beginnen.