Eisenbahner
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Hallo Forum!
Heute wollen wir unseren Urlaubsbericht 2011 mit dem sechsten Teil abschließen, nachdem ihr uns ja schon nach Rovinj, Mali Losinj, Dubrovnik und Cavtat begleitet habt.
Wie schon berichtet, waren wir so begeistert von der kleinen 24-Stunden-Kreuzfahrt mit der LIBURNIJA nach Dubrovnik, dass wir sie uns noch einmal anschauen wollen.
Nachdem wir Fröschi, unser Haustier, dazu bewegen konnten, die schlafende Katze auf dem Strandtuch nicht länger zu beobachten, fahren wir von Rovinj wieder nach Rijeka, und nach der Ucka-Tunneldurchfahrt von Istrien nach Opatija/Rijeka bietet sich, wie viele von euch bestimmt selbst schon erleben konnten, eine fantastische Aussicht auf den Kvarner und Rijeka, wo die LIBURNIJA liegt.
Bei der Gelegenheit sehen wir uns dann auch noch etwas in Rijeka um.
Fröschi muss überzeugt werden, dass Rijeka interessanter ist als Katzengucken
Die Abfahrt vom Ucka-Tunnel mit Blick auf Rijeka und Kvarner-Bucht
Unser Reiseführer …
Unser Reiseführer macht uns allerdings keine großen Hoffnungen. So kommt er direkt zur Sache, wenn es auf S. 72 heißt: „Rijeka bietet für Touristen wenig. Reisende soll man nicht aufhalten, heißt es – und Rijeka hält sich daran.“ Aha, ja dann … Trotzdem, gucken kann man ja mal und kostet nix. Es ist übrigens die Frage, was man als sehenswert ansieht. Wir kommen standardmäßig nach Vorbeifahrt an Werften und Stadion immer am Bahnhof in Rijeka an, und in diesem Viertel sind noch viele Häuser zu sehen, die genau so oder ähnlich zu jugoslawischen Zeiten aussahen in ihrem braungrauen Ton und mit ihren mitunter schadhaften Fassaden. Wenn man aber aus den hübschen istrischen Orten herüberkommt, so kann auch gerade dieser Kontrast beeindrucken und der besondere Reiz, den Vernachlässigung und Verfall ausstrahlen. Es muss also nicht immer Kuba sein, wenn man in sozialistischen Erinnerungen schwelgen will. Als jemand, der immer in einem anderen System leben und wohnen durfte, sagt sich dies leicht, und vielleicht wäre mancher Bewohner froh, seinen Altbau verlassen zu können.
Bahnhof Rijeka. Hier kommen wir mit dem Bus (hinten) aus Istrien/Lupoglav an
Guten Appetit! Unsere Raststation Bistro-Restaurant CRES im Bf Rijeka
Auf dem Weg vom Bahnhof in die Stadt und zum Hafen kreuzt die Bahn, bevor sie im Tunnel verschwindet
Zunächst gibt es etwas zu essen. Die Cevapcici genießen wir heute im Bistro/Restaurant CRES direkt am Bahnhof. Man ist hier durchaus um den Gast bemüht, das Essen schmeckt. Insofern können wir den Reiseführer schon einmal korrigieren. Und wir essen sogar mit Tischdecke und von Porzellan, unsere Wiedergutmachung für die Fast-Food-Einweg-Müll-Sünden im Münchner Hauptbahnhof bei der Anreise. Die Preise können wir nicht beanstanden, so dass das CRES als erste Raststation für Bahn-/Busreisende eine ganz akzeptable Wahl ist. Zur Stadt ist es nicht weit, und wir machen Bekanntschaft mit dem KORZO, der Einkaufsstraße in Rijeka. Sicherlich nicht der schlechteste Platz, um zu schauen und einzukaufen. Bei der Touristen-Info gibt es für uns, vom großen Abreißblock, einen Stadtplan mit Vorschlägen zu Rundgängen, und es ist eigentlich doch nicht wenig, was Rijeka zu bieten hat. Industrie und das entsprechende Leben drumherum, Kapuzinerkirche, Burg Trsat, Seefahrtsmuseum und weitere Museen, Dominikanerkloster, Ruinen des spätantiken Kastrum, Römischer Bogen, Stadtturm, …
Das Wappen Rijekas zeigt auf Rot unter einer Krone einen schwarzen Doppeladler (Verweis auf die Doppelmonarchie) auf einem Felsen. Er sieht nach Osten, aus der Amphore in seinen Krallen fließt Wasser, und dies ist erklärt in einem dem Wappen oft beigegebenen Wort: Indeficienter, also „unablässig, stets, immer“ (ergänze: möge es fließen, also möge die Stadt leben).
Wappen Rijekas (Internet, gemeinfrei)
Wer in Rijeka ist, befindet sich auf historischem Gebiet, und überhaupt nicht uninteressant ist die Geschichte Rijekas, die bis in vorrömische Zeit zurückverfolgt werden kann. Und nach dem ersten Weltkrieg war Rijeka sogar zwischenzeitlich Freistaat mit eigener Währung (Fiumer Krone), und zwar von 1920 bis 1924, nachdem es zwischen Jugoslawien und Italien umstritten war. 1924 dann wurde Rijeka von Italien annektiert, Italiener wurden in der Stadt angesiedelt, Kroaten vertrieben. Italien strich allerdings am Ende des zweiten Weltkriegs militärisch die Segel, so dass neu zu entscheiden war, wie es mit Rijeka weitergehen sollte. Im sogenannten Liburnia-Memorandum wurde ein Gebilde aus Rijeka, Susak, Bistrica, Krk, Cres und Losinj vorgeschlagen. Es kam aber anders: Nach der Befreiung Rijekas von der inzwischen erfolgten deutschen Besetzung gelangten die Stadt und Istrien 1947 an Jugoslawien. Die Italiener, die zu dieser Zeit ca. 80 Prozent der Bevölkerung stellten, wurden nun in nicht geringer Zahl aus Jugoslawien und damit auch Rijeka und Istrien ausgewiesen, andere verließen „freiwillig“ das Land aus Angst vor Racheakten der Kroaten, die nun wieder Herr im Haus waren, v.a. in Richtung Triest.
Rijeka/Fiume hatte zeitweise eine eigene Währung und eigene Postwertzeichen, hier mit der Abbildung des Dichters Gabriele d´Annunzio (Internet, gemeinfrei), der 1919 die italienische Besetzung Rijekas/Fiumes leitete.
Die JADROLINIJA, Reederei der LIBRUNIJA, die wir ja anschauen wollen, geht übrigens zurück auf die Adria Steamship Company, die bereits 1879 von Gottfried Schenker als ungarische Gesellschaft gegründet wurde. Der Zusammenhang Schenkers mit der Eisenbahn geht – im Schnelldurchgang – etwa so: Schenker war beteiligt an der Errichtung der gleichnamigen Spedition 1872, welche sich von Anfang an auf den Zulieferverkehr für Güterzüge spezialisierte. 1931 übernahm die damalige Deutsche Reichsbahn Schenker, nach dem Krieg verblieb das Unternehmen bei der Deutschen Bundesbahn. 1991 wurde Schenker mehrheitlich von der STINNES AG übernommen, bevor diese wiederum mehrheitlich von der Deutschen Bahn übernommen wurde, und zwar 2002. Heute sind europaweit alle Schienengüteraktivitäten der DB unter dem Namen DB Schenker Rail zusammengefasst, und wer demnächst einen Schenker Rail – Zug oder einen Schenker LKW sieht, kann sich daran erinnern, dass die Ursprünge dieses Unternehmens und die Ursprünge der JADROLINIJA in Rijeka auf ein- und denselben Mann zurückgehen.
Gottfried Schenker, Gründer von ADRIA und SCHENKER (Internet, gemeinfrei)
Wir haben also für unseren nächsten Rijeka-Besuch durchaus einiges vor, bewegen uns nun aber in Richtung Hafen, um die LIBURNIJA nicht zu verpassen. Dabei passieren wir auch den Adria-Palast. Dieser wurde 1897 errichtet und stand seit Beginn im Dienste der Schiffahrt. Zunächst residierte hier die ADRIA Schiffahrtsgesellschaft, und heute ist dieses Gebäude sitz der JADROLINIJA, die es seit 1947 gibt.
Der Adria-Palast (Palast Jadran) ist ausgestattet u.a. mit vielen Löwenköpfen, aber auch vier Figuren, die einerseits als in Stein gehauenes Portrait leitender Angestellter der ADRIA Reederei dienten, andererseits die zentralen Funktionen auf einem Schiff darstellten: Kapitän, Maschinist, Steuermann, Schiffsleiter.
Am Eingang ist ein Atlant anzutreffen, eigentlich eine Stützkonstruktion, die in der Ausführung an Atlas, den Himmelsträger, erinnert.
Außerdem verfügt der Palast auch noch über Frauen-Darstellungen. So sind zu sehen eine Ägypterin, eine Japanerin, eine Indianerin, außerdem ein Fischer. Diese Figuren stehen stellvertretend für Afrika, Asien, Amerika und Europa. So verlieh man der sich selbst zugedachten, aber auch der tatsächlichen Bedeutung die angemessene Form.
Adria-Palast um 1900 (Internet, gemeinfrei)
Adria-Palast von der Mole aus gesehen
Der Eingang des Palastes ist mit zwei Atlanten versehen (hier nur links zu sehen)
Adria-Palast
Die wichtigsten vier Seefahrtsberufe, dargestellt mit den Figuren an der Fassade des Adria-Palastes, heute Sitz der JADROLINIJA-Reederei
Am Hafenbecken bzw. an der Mole, heute Rijecki Lukobran genannt (Rijeka Wellenbrecher), früher als Maria-Theresia Mole (Erzherzogin von Österreich und Königin u. a. von Ungarn) bekannt, treffen wir nun auf unsere LIBURNIJA wieder, die erneut auf ihre Fahrgäste wartet. Hier erinnern wir uns nun an unsere ja nur wenige Tage zurückliegende kleine Kreuzfahrt nach Dubrovnik, und der eine von uns geht mit Erlaubnis der netten Stewardessen, aber ohne Ticket noch einmal an Bord, um Souvenirs zu erwerben: JADROLINIJA-Shirt, JADROLINIJA-Seesack, und nicht zu vergessen drei JADROLONIJA-Dusch-/Strandtücher. Die findet dann der andere so attraktiv, dass auch er mit weiterer Erlaubnis an Bord geht zum Shoppen. Erworben werden weitere drei JADROLINIJA-Duschtücher, was beim Verlassen des Schiffes für Verwunderung und Heiterkeit bei den netten JADROLINIJA-Damen sorgt. Egal, wir haben unsere Einkäufe beisammen.
Rijeka/Hafen um 1900 (Internet, gemeinfrei). Wie man sieht, hat sich im großen und ganzen zum heutigen Zustand …
… relativ wenig grundlegend verändert (Open Street maps)
Unser Souvenir von der LIBURNIJA: JADROLINIJA-Duschtuch, schwerere Qualität, tiefblau wie die Adria
Nun fehlt nur noch eins. Auch den Wunsch nach einem kurzen Gespräch mit dem Kapitän verwehrt man uns nicht. Er erscheint an der Verladerampe, erzählt einiges zum Schiff und staunt nicht schlecht, als wir ihm unsere Fröschi-Folie zeigen, die wir so gerne auf sein Schiff kleben würden, um selbigem noch möglichst lange „Gute Fahrt!“ zu wünschen. Der Kapitän lässt sich nicht lange bitten, und mit einer Leiter dürfen wir die Folie am Schornstein, direkt unter dem JADROLINIJA-Logo, anbringen.
Und wer uns das nicht glauben will, der …… der …… ja der …… der soll doch eine Fahrt mit der LIBURNIJA buchen und sich selbst davon überzeugen!
Nochmals die stolze LIBURNIJA, vorne liegt „unser“ …
… Kabinentrakt
Der freundliche Kapitän lässt sich nicht lange bitten, wir dürfen …
… die Froschfolie am Schornstein anbringen
Kurz darauf erfolgt das Ablegemanöver unter voller Konzentration aller Mitarbeiter
Nach dem Ablegen des Schiffes gehen wir noch etwas auf den Korzo, die Flaniermeile Rijekas, die nicht unattraktiv daherkommt. Es ist einiges an Leben hier anzutreffen, ein Junge fidelt auswendig, aber gekonnt klassische Stücke hoch und runter. Na also. Ist doch sogar gemütlich in Rijeka. Dann geht es eben noch zur Kapuzinerkirche, die 1908-1929 gebaut wurde und einen schönen Treppenaufgang hat. Die Kirche ist der Muttergottes von Lourdes geweiht und wurde teilweise von Lourdes-Pilgern finanziert.
Vom Vorplatz aus zu sehen sind die teilweise schön angelegten Blumenbeete an den Straßen Rijekas zu sehen, und von hier oben sehen wir auch direkt – wie praktisch – auf den Busbahnhof, wo schon unser Bus zurück nach Istrien und Rovinj bereit steht. Also schnell hin da!
Umsonst & draußen: Klassische Musik auf dem Korzo in Rijeka
Kapuzinerkirche Rijeka. Oben auf dem Treppenabsatz wohnen …
… kleine Kätzchen, und wir haben einen netten Blick hinunter …
… auf Blumenbeete, Hafenanlagen und unseren Bus, der gleich zurück nach Istrien fährt.
******
Damit ist unsere kleine Berichtserie Kroatien 2011 (1-6) zuende gegangen. Wenn wir euch die Wartezeit auf den nächsten Kroatienurlaub um 6x5=30 Minuten Lesezeit verkürzen konnten, so soll es uns freuen, und inzwischen ist es auch fast schon wieder März und die Sommerzeit ist schon in Sicht.
Allen einen schönen Kroatienurlaub 2012 wünscht der
Eisenbahner
******
Bonus-Bild: Etwas verspätet grüßt Fröschi mit Alaaf oder Helau (oder wie sagt man in Rijeka?) nach Rijeka, wo der Karneval auch Tradition hat.
Mit Dank an ELMA als Ergänzung hier die Zusammenstellung der Teile 1-6:
Teil 1
"Vier Funde und ein Halleluja" (Kroatien 2011, Nr. 1/6)
Teil 2
Rovinj: Youngtimer in Old Town (Kroatien 2011, Nr. 2/6)
Teil 3
"Im Heli in Mali" (Kroatien 2011, Nr. 3/6)
Teil 4
Was geschah auf der M/F LIBURNIJA?
Teil 5
Die rätselhaften Ruinen von Konavle
Teil 6
Rijeka: Wiedersehen mit der LIBURNIJA (Kroatien 2011, 6/6)
Heute wollen wir unseren Urlaubsbericht 2011 mit dem sechsten Teil abschließen, nachdem ihr uns ja schon nach Rovinj, Mali Losinj, Dubrovnik und Cavtat begleitet habt.
Wie schon berichtet, waren wir so begeistert von der kleinen 24-Stunden-Kreuzfahrt mit der LIBURNIJA nach Dubrovnik, dass wir sie uns noch einmal anschauen wollen.
Nachdem wir Fröschi, unser Haustier, dazu bewegen konnten, die schlafende Katze auf dem Strandtuch nicht länger zu beobachten, fahren wir von Rovinj wieder nach Rijeka, und nach der Ucka-Tunneldurchfahrt von Istrien nach Opatija/Rijeka bietet sich, wie viele von euch bestimmt selbst schon erleben konnten, eine fantastische Aussicht auf den Kvarner und Rijeka, wo die LIBURNIJA liegt.
Bei der Gelegenheit sehen wir uns dann auch noch etwas in Rijeka um.
Fröschi muss überzeugt werden, dass Rijeka interessanter ist als Katzengucken
Die Abfahrt vom Ucka-Tunnel mit Blick auf Rijeka und Kvarner-Bucht
Unser Reiseführer …
Unser Reiseführer macht uns allerdings keine großen Hoffnungen. So kommt er direkt zur Sache, wenn es auf S. 72 heißt: „Rijeka bietet für Touristen wenig. Reisende soll man nicht aufhalten, heißt es – und Rijeka hält sich daran.“ Aha, ja dann … Trotzdem, gucken kann man ja mal und kostet nix. Es ist übrigens die Frage, was man als sehenswert ansieht. Wir kommen standardmäßig nach Vorbeifahrt an Werften und Stadion immer am Bahnhof in Rijeka an, und in diesem Viertel sind noch viele Häuser zu sehen, die genau so oder ähnlich zu jugoslawischen Zeiten aussahen in ihrem braungrauen Ton und mit ihren mitunter schadhaften Fassaden. Wenn man aber aus den hübschen istrischen Orten herüberkommt, so kann auch gerade dieser Kontrast beeindrucken und der besondere Reiz, den Vernachlässigung und Verfall ausstrahlen. Es muss also nicht immer Kuba sein, wenn man in sozialistischen Erinnerungen schwelgen will. Als jemand, der immer in einem anderen System leben und wohnen durfte, sagt sich dies leicht, und vielleicht wäre mancher Bewohner froh, seinen Altbau verlassen zu können.
Bahnhof Rijeka. Hier kommen wir mit dem Bus (hinten) aus Istrien/Lupoglav an
Guten Appetit! Unsere Raststation Bistro-Restaurant CRES im Bf Rijeka
Auf dem Weg vom Bahnhof in die Stadt und zum Hafen kreuzt die Bahn, bevor sie im Tunnel verschwindet
Zunächst gibt es etwas zu essen. Die Cevapcici genießen wir heute im Bistro/Restaurant CRES direkt am Bahnhof. Man ist hier durchaus um den Gast bemüht, das Essen schmeckt. Insofern können wir den Reiseführer schon einmal korrigieren. Und wir essen sogar mit Tischdecke und von Porzellan, unsere Wiedergutmachung für die Fast-Food-Einweg-Müll-Sünden im Münchner Hauptbahnhof bei der Anreise. Die Preise können wir nicht beanstanden, so dass das CRES als erste Raststation für Bahn-/Busreisende eine ganz akzeptable Wahl ist. Zur Stadt ist es nicht weit, und wir machen Bekanntschaft mit dem KORZO, der Einkaufsstraße in Rijeka. Sicherlich nicht der schlechteste Platz, um zu schauen und einzukaufen. Bei der Touristen-Info gibt es für uns, vom großen Abreißblock, einen Stadtplan mit Vorschlägen zu Rundgängen, und es ist eigentlich doch nicht wenig, was Rijeka zu bieten hat. Industrie und das entsprechende Leben drumherum, Kapuzinerkirche, Burg Trsat, Seefahrtsmuseum und weitere Museen, Dominikanerkloster, Ruinen des spätantiken Kastrum, Römischer Bogen, Stadtturm, …
Das Wappen Rijekas zeigt auf Rot unter einer Krone einen schwarzen Doppeladler (Verweis auf die Doppelmonarchie) auf einem Felsen. Er sieht nach Osten, aus der Amphore in seinen Krallen fließt Wasser, und dies ist erklärt in einem dem Wappen oft beigegebenen Wort: Indeficienter, also „unablässig, stets, immer“ (ergänze: möge es fließen, also möge die Stadt leben).
Wappen Rijekas (Internet, gemeinfrei)
Wer in Rijeka ist, befindet sich auf historischem Gebiet, und überhaupt nicht uninteressant ist die Geschichte Rijekas, die bis in vorrömische Zeit zurückverfolgt werden kann. Und nach dem ersten Weltkrieg war Rijeka sogar zwischenzeitlich Freistaat mit eigener Währung (Fiumer Krone), und zwar von 1920 bis 1924, nachdem es zwischen Jugoslawien und Italien umstritten war. 1924 dann wurde Rijeka von Italien annektiert, Italiener wurden in der Stadt angesiedelt, Kroaten vertrieben. Italien strich allerdings am Ende des zweiten Weltkriegs militärisch die Segel, so dass neu zu entscheiden war, wie es mit Rijeka weitergehen sollte. Im sogenannten Liburnia-Memorandum wurde ein Gebilde aus Rijeka, Susak, Bistrica, Krk, Cres und Losinj vorgeschlagen. Es kam aber anders: Nach der Befreiung Rijekas von der inzwischen erfolgten deutschen Besetzung gelangten die Stadt und Istrien 1947 an Jugoslawien. Die Italiener, die zu dieser Zeit ca. 80 Prozent der Bevölkerung stellten, wurden nun in nicht geringer Zahl aus Jugoslawien und damit auch Rijeka und Istrien ausgewiesen, andere verließen „freiwillig“ das Land aus Angst vor Racheakten der Kroaten, die nun wieder Herr im Haus waren, v.a. in Richtung Triest.
Rijeka/Fiume hatte zeitweise eine eigene Währung und eigene Postwertzeichen, hier mit der Abbildung des Dichters Gabriele d´Annunzio (Internet, gemeinfrei), der 1919 die italienische Besetzung Rijekas/Fiumes leitete.
Die JADROLINIJA, Reederei der LIBRUNIJA, die wir ja anschauen wollen, geht übrigens zurück auf die Adria Steamship Company, die bereits 1879 von Gottfried Schenker als ungarische Gesellschaft gegründet wurde. Der Zusammenhang Schenkers mit der Eisenbahn geht – im Schnelldurchgang – etwa so: Schenker war beteiligt an der Errichtung der gleichnamigen Spedition 1872, welche sich von Anfang an auf den Zulieferverkehr für Güterzüge spezialisierte. 1931 übernahm die damalige Deutsche Reichsbahn Schenker, nach dem Krieg verblieb das Unternehmen bei der Deutschen Bundesbahn. 1991 wurde Schenker mehrheitlich von der STINNES AG übernommen, bevor diese wiederum mehrheitlich von der Deutschen Bahn übernommen wurde, und zwar 2002. Heute sind europaweit alle Schienengüteraktivitäten der DB unter dem Namen DB Schenker Rail zusammengefasst, und wer demnächst einen Schenker Rail – Zug oder einen Schenker LKW sieht, kann sich daran erinnern, dass die Ursprünge dieses Unternehmens und die Ursprünge der JADROLINIJA in Rijeka auf ein- und denselben Mann zurückgehen.
Gottfried Schenker, Gründer von ADRIA und SCHENKER (Internet, gemeinfrei)
Wir haben also für unseren nächsten Rijeka-Besuch durchaus einiges vor, bewegen uns nun aber in Richtung Hafen, um die LIBURNIJA nicht zu verpassen. Dabei passieren wir auch den Adria-Palast. Dieser wurde 1897 errichtet und stand seit Beginn im Dienste der Schiffahrt. Zunächst residierte hier die ADRIA Schiffahrtsgesellschaft, und heute ist dieses Gebäude sitz der JADROLINIJA, die es seit 1947 gibt.
Der Adria-Palast (Palast Jadran) ist ausgestattet u.a. mit vielen Löwenköpfen, aber auch vier Figuren, die einerseits als in Stein gehauenes Portrait leitender Angestellter der ADRIA Reederei dienten, andererseits die zentralen Funktionen auf einem Schiff darstellten: Kapitän, Maschinist, Steuermann, Schiffsleiter.
Am Eingang ist ein Atlant anzutreffen, eigentlich eine Stützkonstruktion, die in der Ausführung an Atlas, den Himmelsträger, erinnert.
Außerdem verfügt der Palast auch noch über Frauen-Darstellungen. So sind zu sehen eine Ägypterin, eine Japanerin, eine Indianerin, außerdem ein Fischer. Diese Figuren stehen stellvertretend für Afrika, Asien, Amerika und Europa. So verlieh man der sich selbst zugedachten, aber auch der tatsächlichen Bedeutung die angemessene Form.
Adria-Palast um 1900 (Internet, gemeinfrei)
Adria-Palast von der Mole aus gesehen
Der Eingang des Palastes ist mit zwei Atlanten versehen (hier nur links zu sehen)
Adria-Palast
Die wichtigsten vier Seefahrtsberufe, dargestellt mit den Figuren an der Fassade des Adria-Palastes, heute Sitz der JADROLINIJA-Reederei
Am Hafenbecken bzw. an der Mole, heute Rijecki Lukobran genannt (Rijeka Wellenbrecher), früher als Maria-Theresia Mole (Erzherzogin von Österreich und Königin u. a. von Ungarn) bekannt, treffen wir nun auf unsere LIBURNIJA wieder, die erneut auf ihre Fahrgäste wartet. Hier erinnern wir uns nun an unsere ja nur wenige Tage zurückliegende kleine Kreuzfahrt nach Dubrovnik, und der eine von uns geht mit Erlaubnis der netten Stewardessen, aber ohne Ticket noch einmal an Bord, um Souvenirs zu erwerben: JADROLINIJA-Shirt, JADROLINIJA-Seesack, und nicht zu vergessen drei JADROLONIJA-Dusch-/Strandtücher. Die findet dann der andere so attraktiv, dass auch er mit weiterer Erlaubnis an Bord geht zum Shoppen. Erworben werden weitere drei JADROLINIJA-Duschtücher, was beim Verlassen des Schiffes für Verwunderung und Heiterkeit bei den netten JADROLINIJA-Damen sorgt. Egal, wir haben unsere Einkäufe beisammen.
Rijeka/Hafen um 1900 (Internet, gemeinfrei). Wie man sieht, hat sich im großen und ganzen zum heutigen Zustand …
… relativ wenig grundlegend verändert (Open Street maps)
Unser Souvenir von der LIBURNIJA: JADROLINIJA-Duschtuch, schwerere Qualität, tiefblau wie die Adria
Nun fehlt nur noch eins. Auch den Wunsch nach einem kurzen Gespräch mit dem Kapitän verwehrt man uns nicht. Er erscheint an der Verladerampe, erzählt einiges zum Schiff und staunt nicht schlecht, als wir ihm unsere Fröschi-Folie zeigen, die wir so gerne auf sein Schiff kleben würden, um selbigem noch möglichst lange „Gute Fahrt!“ zu wünschen. Der Kapitän lässt sich nicht lange bitten, und mit einer Leiter dürfen wir die Folie am Schornstein, direkt unter dem JADROLINIJA-Logo, anbringen.
Und wer uns das nicht glauben will, der …… der …… ja der …… der soll doch eine Fahrt mit der LIBURNIJA buchen und sich selbst davon überzeugen!
Nochmals die stolze LIBURNIJA, vorne liegt „unser“ …
… Kabinentrakt
Der freundliche Kapitän lässt sich nicht lange bitten, wir dürfen …
… die Froschfolie am Schornstein anbringen
Kurz darauf erfolgt das Ablegemanöver unter voller Konzentration aller Mitarbeiter
Nach dem Ablegen des Schiffes gehen wir noch etwas auf den Korzo, die Flaniermeile Rijekas, die nicht unattraktiv daherkommt. Es ist einiges an Leben hier anzutreffen, ein Junge fidelt auswendig, aber gekonnt klassische Stücke hoch und runter. Na also. Ist doch sogar gemütlich in Rijeka. Dann geht es eben noch zur Kapuzinerkirche, die 1908-1929 gebaut wurde und einen schönen Treppenaufgang hat. Die Kirche ist der Muttergottes von Lourdes geweiht und wurde teilweise von Lourdes-Pilgern finanziert.
Vom Vorplatz aus zu sehen sind die teilweise schön angelegten Blumenbeete an den Straßen Rijekas zu sehen, und von hier oben sehen wir auch direkt – wie praktisch – auf den Busbahnhof, wo schon unser Bus zurück nach Istrien und Rovinj bereit steht. Also schnell hin da!
Umsonst & draußen: Klassische Musik auf dem Korzo in Rijeka
Kapuzinerkirche Rijeka. Oben auf dem Treppenabsatz wohnen …
… kleine Kätzchen, und wir haben einen netten Blick hinunter …
… auf Blumenbeete, Hafenanlagen und unseren Bus, der gleich zurück nach Istrien fährt.
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Damit ist unsere kleine Berichtserie Kroatien 2011 (1-6) zuende gegangen. Wenn wir euch die Wartezeit auf den nächsten Kroatienurlaub um 6x5=30 Minuten Lesezeit verkürzen konnten, so soll es uns freuen, und inzwischen ist es auch fast schon wieder März und die Sommerzeit ist schon in Sicht.
Allen einen schönen Kroatienurlaub 2012 wünscht der
Eisenbahner
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Bonus-Bild: Etwas verspätet grüßt Fröschi mit Alaaf oder Helau (oder wie sagt man in Rijeka?) nach Rijeka, wo der Karneval auch Tradition hat.
Mit Dank an ELMA als Ergänzung hier die Zusammenstellung der Teile 1-6:
Teil 1
"Vier Funde und ein Halleluja" (Kroatien 2011, Nr. 1/6)
Teil 2
Rovinj: Youngtimer in Old Town (Kroatien 2011, Nr. 2/6)
Teil 3
"Im Heli in Mali" (Kroatien 2011, Nr. 3/6)
Teil 4
Was geschah auf der M/F LIBURNIJA?
Teil 5
Die rätselhaften Ruinen von Konavle
Teil 6
Rijeka: Wiedersehen mit der LIBURNIJA (Kroatien 2011, 6/6)