Das geheime Ölterminal vom Flughafen Pula

claus-juergen

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Wieviele Urlauber verbingen die schönste Zeit des Jahres an den blauen Stränden von Istrien in Kroatien. Manche reisen mit dem Flugzeug über den Flughafen Pula an. Wer ahnt da schon, daß dieser Flughafen ein Geheimnis aus der Zeit des kalten Krieges verbirgt.

Hierzu müssen wir mehr als ein halbes Jahrhundert zurück in die Vergangenheit gehen. Im Jahr 1948 überwarf sich der Kommunistische Staatschef von Jugoslawien, Marschall und Präsident auf Lebenszeit Josip Broz Tito mit seinem Mentor Josef Stalin. Trotzdem war er bis zu seinem Tod überzeugter Kommunist. Plötzlich stand Jugoslawien damit alleine zwischen dem kapitalistischen Westen und dem kommunistischen Osten Europas.

Aus Angst vor sämtlichen Nachbarn rüstete Jugoslawien bis Ende der siebziger Jahre so stark auf, daß die fünftgrößte Armee der Welt entstand. Was diese anrichten kann, haben wir ja in den Unabhängigkeitskriegen der neunziger Jahre miterlebt. In der Zeit bis zu Titos Tod im Jahr 1980 wurde auch der Flughafen Pula ursprünglich nur als Fliegerhorst, viel später dann auch mit ziviler Nutzung gebaut. Um diesen Flughafen mit Kerosin und anderen Treibstoffen zu versorgen, war ein entsprechend großes Lager erforderlich. Dieses Treibstofflager existiert heute noch in unterirdischen Kavernen ebenso wie das geheime Ölterminal in der Budava Bucht zwischen Sisan und Kavran an Istriens Ostküste. Die kürzeste Strecke von dieser Bucht beträgt lediglich 5 Kilometer bis zum Flughafen westlich von Valtura, so daß in dieser Bucht abseits des Flughafens ein Ölterminal ausschließlich für militärische Zwecke gebaut wurde.

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Heute ist das Gelände des Ölterminals, wo Tanker anlegen und ihre Ladung löschen konnten, verwaist. Die neu gebildete kroatische Armee hat es noch ein paar Jahre bewacht aber nie genutzt. Ich möchte euch nun ein paar Bilder dieses Relikts und kleinen Naturreservats zeigen.
Hier die Budava Bucht, die in immer stärkerem Maße für Aquakultur genutzt wird.

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Ganz draußen ein „Ernteschiff“ um die in Netzkäfigen gehaltenen Fische gleich vor Ort auszunehmen und in Eis frisch zu halten bis sie durch andere Schiffe abgeholt werden.

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Der südwestliche Teil der Bucht ist relativ flach und von der Verbindungsstraße Sisan – Valtura, Abzweigung Kavran aus über einen Schotterweg erreichbar.

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Groß durften die Wache schiebenden Soldaten nicht sein, wollten sie sich vor der Witterung oder der Sonne schützen. Dieser kleine Urlauber mißt gerade mal 170 cm.

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Da war möglicherweise das Feldtelefon drin.

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Lediglich ein Unterkunftsgebäude und noch ein Haus mit mir unbekanntem Zweck genügten für eine Handvoll Militärs, um das geheime Terminal zu bewachen. Klar, daß alles eingezäunt und damit für Unbefugte nicht zugänglich war. Sicherlich war der Militärdienst hier eintönig aber dafür weit weg vom Drill einer Kaserne, es sei denn, ein unangenehmer Vorgesetzter wollte sich hier am Ende der Welt seine Sporen oder blinkende Schulterklappen verdienen.

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Auf der anderen Seite der Bucht befindet sich heute ein kleiner Fischereihafen.

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Diese Mole genügte um einen Tanker zum Löschen der Ladung festzumachen.

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In mehreren betonierten Gruben sind auch heute noch Ventile für die Ölleitung vorhanden. Wie das Öl ins Leitungsnetz gepumpt wurde, kann ich euch nicht sagen. Jedenfalls stinkt es da enorm nach Öl. Die und andere Altlasten dürften also noch vorhanden sein.

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Diese Rohrleitung diente dazu, das Öl oder Kerosin bis zum Flughafen zu pumpen. Irgendwo dazwischen gibt es auch heute noch unterirdische Tanks. Wo sich diese befinden, hat mein „Geheimdienst“ jedoch nicht herausfinden können.

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Wie diejenigen unter euch, die die Ehre hatten, dem Vaterland zu dienen, leicht erkennen werden, handelt es sich hier um einen Gewehrschrank. Vermutlich hat ihn jemand aus dem alten Unterkunftsgebäude ausgeliehen und hier an der Mole deponiert.

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Auf dem Rückweg sehen wir wie die Bucht verlandet, weil ein breiter Schilfgürtel vorhanden ist.

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Eigentlich ist er schön romantisch, der Weg von der Unterkunft zum Terminal.

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Etwa zwanzig Graureiher habe ich in den Bäumen hier gesehen. Ob die alle von den Fischen in der Flachwasserzone leben oder eine neue Nahrungsquelle in den Fischkäfigen erschlossen haben, konnte ich nicht beobachten.

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Vor einigen Jahren lag auf dem Gelände noch eine alte Seemine herum. Vermutlich hat sich das Ding jemand als Souvenir geholt. Ich habe sie jedenfalls bei meinem letzten Besuch nicht mehr finden können.

Vielleicht hat euch mein kleiner Ausflug wenige Kilometer entfernt von den regionalen Hotspots des Tourismus Pula und Medulin etwas gefallen.

Jürgen
 
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AlterNeuer

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Hallo Jürgen,

irgendwie kommt mir das ziemlich bekannt vor. Allerdings ist der "kleine Urlauber" nur 1,68m.:smuggrin:

Gruß
AlterNeuer
 

claus-juergen

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hallo miteinander,

Ich möchte noch ein paar Ergänzungen zum Thema anbringen, weil ich verschiedentlich darauf angesprochen wurde. Von diesem Ölterminal weis ich schon seit Jahren. Ich habe das Gelände immer wieder mal aufgesucht, obwohl die Zufahrt früher durch einen Stacheldrahtverhau versperrt war. Den dürften wohl Angler entfernt haben, die gelegentlich den Weg runter fahren und an der Mole fischen. Die kroatische Armee ist seit mindestens 10 Jahren nicht mehr präsent. Lediglich das Schild, welches auf ein militärisches Gelände hinweist, steht noch da. Seinerzeit waren auch noch Metalldeckel auf den Schächten mit den Ventilen. Damals habe ich auch nie Öl gerochen. Vermutlich haben diese Deckel jedoch das Interesse von Altmetallsammlern geweckt. Nun sind die Schächte also offen und man riecht ganz deutlich das Öl.

Ich habe auch keinerlei Kenntnis davon, daß diese Altlast hier irgendjemand interessieren würde. Es ist halt wie so oft, wenn das sprichwörtliche "Gras über die Sache wächst". Egal, ob nur wenige Liter oder, was ich aufgrund der Länge der Leitung und der Größe der Kavernen vermute, Tonnen von Altöl da ungesichert lagern, irgendwann sind die Anlagen durchgerostet und dann ist die "K...e am Dampfen", um es mal direkt zu sagen.

Ich kenne einige alte Industrieanlagen in Istrien, vor allem im Raum Labin aus der Zeit des Abbaus von Kohle. Auch dort liegt eine Menge altes Zeug und Anlagen herum. Was sich abtransportieren lässt und einen Profit verspricht, haben Einheimische schon lange abgebaut und verscherbelt. Ob auch von diesen Anlagen eine latente Gefahr für die Umwelt und natürlich auch für den Tourismus ausgeht, kann ich als Laie nicht sagen. Kohlereste sind schon lange von den Einheimischen zum Verheizen entfernt worden.

Die Kolonie der Graureiher jedenfalls gab es vor Jahren noch nicht in der Bucht. Nur stelle ich mal die Hypothese wie folgt auf: wenn Öl im Wasser - Fisch tot - Reiher weg - Tourist weg - kein Einkommen für die Region!

Der nächste Reisebericht aus Kroatien wird sicherlich wieder ein angenehmeres Thema haben. Da gibt es noch Bilder einer nahezu unbekannten Region nicht weit weg von Istriens Küste auf meiner Festplatte. Mal sehen, wann ich die Zeit finde, euch diese vorzustellen.

grüsse

jürgen
 
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AlterNeuer

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Hallo Jürgen,

Der Flughafen Pula wird ja auch heute noch militärisch genutzt.
Zitat wiki: "Der Flughafen teilt sich in einen zivilen sowie militärischen Teil, der insbesondere außerhalb der Tourismussaison für Trainingflüge durch die kroatische Luftwaffe mit MiG-21 genutzt wird."

Wäre nicht hier die kroatische Armee in der Verantwortung bezüglich der Sanierung der Altlasten? Was sagen NATO und EU zu solchen Dingen? Gerade die EU regelt doch, bis hin zum Stromverbrauch meines Staubsaugers, alles. Hab ich hier irgendwo etwas verpasst?

Gruß
AlterNeuer
 

claus-juergen

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hallo Wolli,

die Mig21 Flugzeuge der kroatischen Armee fliegen nicht mehr alle. Zuletzt waren in Pula ganze vier Stück stationiert. Einer ist vor Jahren mal ins Meer gefallen, da waren es noch drei. Zwei und manchmal drei habe ich vor Jahren noch fliegen sehen, da waren es noch zwei. Mindestens die letzten drei Jahre habe ich keinen mehr in der Luft gesehen. Vermutlich sind Putins Ersatzteile zu teuer und ebay führt die Dinger nicht.;)

Der kroatischen Armee darfst du nicht die Verantwortung für die Altlasten in die Schuhe schieben. Die haben das Areal lediglich ein paar Jahre lang bewacht und nie genutzt. Wenn jemand verantwortlich ist, dann die Jugo-Armee. Aber verklage doch mal Serbien, wenn sich das Land überhaupt als Nachfolgestaat von Jugoslawien sieht.

grüsse

jürgen
 

claus-juergen

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hallo Wolli,

du verrennst dich wieder mal in was. Kroatien ist definitiv nicht Rechtsnachfolger von Jugoslawien! Sag das mal einem Kroaten, daß du anderer Meinung bist. Du wirst dein blaues Wunder erleben.

Im Gegensatz dazu ist die Russische Föderation Rechtsnachfolger der UdSSR und hat deren Sitz im UNO-Weltsicherheitsrat inne. Demzufolge müsste die auch, um hier eine Brücke zum Thema zu bauen, die Sanierungskosten des ehemaligen Uran-Abbaugebiets bei Ronneburg in Thüringen in Höhe von vielen Milliarden Euro bezahlen. Dort wurde in der ehemaligen "DDR" jahrzehntelang Uran für die sowjetischen Atombomben abgebaut. Der strahlende Müll blieb einfach liegen. Den haben wir mit der DDR geerbt. Die Russen haben die Bomben gebaut und wir hatten bis vor ein paar Jahren alleine für die gewaltigen Sanierungskosten aufzukommen. Andererseits haben die Russen ja auch kein Geld für so was banales wie die Rekultivierung einer verstrahlten und zerstörten Landschaft. Die brauchen ihre Rubel für viel wichtigere Dinge, z. B. um Möchte-Gerne Militärs in der Ostukraine oder der Krim mit "gefährlichem Spielzeug" auszustatten.

Wenn du willst, kann ich dir auf ein Blechschild auch schreiben was du willst und das Ding dann irgendwo an eine Pinie schrauben. Allgemein gesagt, wird auf dem Territorium von Kroatien genügend alter Müll aus Jugo-Zeiten herumliegen, um den sich kein Mensch kümmert, egal was auch immer auf einem Blechschild stehen mag.

Das wäre es meinerseits mit dem kleinen Auflug weg vom hier vorgestellten Naturparadies an Istriens Ostküste.

grüsse

jürgen
 
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vn15biker

Guest
IMHO ist erstmal jeder Staat für sein Territorium verantwortlich - und damit auch für die Beseitigung von Umweltverschmutzungen.
Ganz egal, wer diese wann verursacht hat.
Unsere Umwelt ist viel zu wertvoll, um sie mit jahrzehntelangen Prozessen über Verursacherhaftung unnötig noch länger zu gefährden !
Erst muss die Gefahr beseitigt werden, dann kann man über die Kosten streiten. Oder soll das Altöl erstmal durchsickern, und damit das Grundwasser verseuchen ? So weit ich weiss, wird genau diese Region aus Tiefwasserbrunnen mit Trinkwasser versorgt.
Oder wenn es in die Adria geriete und das südliche Istrien eine Ölpest erlebte ? Wer weiss schon, welche Mengen hier noch lagern ?
 

Neptun

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Ihr streitet mal wieder um des Kaisers Bart!
Geht rüber, wenn euch das solche Sorgen bereitete und sagts den Verantwortlichen ins Gesicht!

Claus-Jürgen hat hier wieder einmal völlig wertneutral über interessante Hintergründe berichtet, danke dafür!
Aber ihr streitet schon wieder um das warum/wieso/wer-ist dafür-verantwortlich, .... irgendwie alles Besserwisser .....
 
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vn15biker

Guest
ach , dazu fiele mir mal wieder ne Menge ein, allein : ich sach jetzt nix mehr.
 

Milan

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am Rande des Schwarzwaldes
Schade das ein interessanter und sachlicher Bericht Jetzt schon wieder für persönliche Sticheleinen missbraucht wird.

Grüsse
Markus
 
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vn15biker

Guest
Sorry - aber ich kann nicht sehen, wo ich gestichelt haben soll. Ich habe meine Meinung über eine drohende Umweltverschmutzung kund getan.
Mehr nicht. Und kein schlechtes Wort über den hervorragenden Beitrag gesagt. Was soll das eigentlich ??
 

nlancsak

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Will mich an sich nicht einmischen, aber:

Kroatien ist wirtschaftlich in einer enorm schwierigen Situation. So konnten im Vorjahr nur 25 % der genehmigten EU-Förderungen abgeholt werden, weil der Eigenfinanzierungsanteil (dieser beträgt meist 25 %) nicht aufgebracht werden konnte. Viele Investitionen erfol(t)en durch Vergabe von Lizenzen zum Betreiben und damit Kassieren von Gebühren an ausländische Investoren. Darum ist Nachsicht angebracht, es ist bei Weitem nicht immer böses wollen sondern meist einfach budgetäres Unvermögen.

G. Norbert
 
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