Im letzten Jahr sind wir mal wieder über das Socatal in Slowenien vom Urlaub in Istrien nach Hause gefahren. In Kobarid, deutscher Name Karfreit haben wir zu Mittag gegessen.
Mir war schon bekannt, daß diese Gegend im Ersten Weltkrieg zwischen den Österreichern und Italienern hat umkämpft war. Überall im Socatal gibt es heute noch Reste der Befestigungsanlagen.
Mitten in der Kleinstadt Kobarid steht diese alte Kanone des deutschen Herstellers Krupp aus dem Jahr 1911. Im Jahr 1968 hat ein Einheimischer namens Ivo Krajnik gemeinsam mit Freunden das Ding aus dem Fluß Soca geborgen. Nach der Restaurierung wurde die Haubitze hier aufgestellt.
Wenn man sich von Süden her Kobarid nähert, fällt jedem ein seltsames Gebäude oberhalb der Stadt auf. Es handelt sich um das italienische Beinhaus in welchem den italienischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs gedacht wird.
Im Jahr 1938 wurde die Anlage errichtet und unter Anwesenheit des damaligen Diktators Benito Mussolini eingeweiht. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel die Gegend, die zuvor jahrhundertelang zu Österreich gehörte als eine Art Kriegsbeute an Italien. Wie viele andere Gedenkstätten, die in den 20er und 30er Jahren in Italien errichtet wurden ging es weniger darum, den Gefallenen zu gedenken, sondern ein Zeichen von Italiens Größe zu setzen.
Im Zentrum steht die Kirche des Heiligen Antonius von Padua.
Von der Anlage aus kann man den Verlauf der Soca in Richtung Süden erkennen.
Kobarid liegt westlich des Flusses, der den italienischen Namen Isonzo trägt. Hier bildet ein Tal den Übergang in die Region Friaul Julisch Venetien im heutigen Italien.
Die „ewige Flamme“ ist mittlerweile erloschen.
Nebenan befindet sich ein kleines Museum in diesem Häuschen. Im Erdgeschoß wird anhand von Gegenständen und Bildern an das Leben der Soldaten im Ersten Weltkrieg erinnert.
Es gab insgesamt 12 Isonzoschlachten von 1915 bis 1917.
https://de.wikipedia.org/wiki/Isonzoschlachten
Deren Verlauf ist zwar nicht kriegsentscheidend gewesen. Trotzdem sollte man ein paar Dinge in diesem Zusammenhang wissen. Ähnlich wie an der Westfront gab es hier einen Stellungskrieg. Die Soldaten gruben sich ein, durchlöcherten die Berge und beschossen sich gegenseitig auch mit Giftgas. Lediglich die zwölfte Isonzoschlacht im Oktober 1917 hatte eine hohe strategische Bedeutung. Mit Hilfe frischer Truppen aus dem Deutschen Reich gelang es den Österreichern innerhalb weniger Tage, die italienische Front zu durchbrechen und bis zum Piavefluß vorzustoßen. Dabei kamen in nicht einmal einer Woche ca. 300.000 Italiener in Kriegsgefangenschaft. Die Zahl der Opfer ist auch heute noch nicht bekannt, weil nach der Machtergreifung Mussolinis im Jahr 1922 diese Niederlage verharmlost und Opferzahlen bewußt niedrig angesetzt wurden.
Auf deutsch-österreichischer Seite war im übrigen ein junger württembergischer Oberleutnant namens Erwin Rommel mit seiner Kompanie so erfolgreich, daß er die damals höchste Auszeichnung, den Orden „Pur le Mérite“ erhielt. Die weitere Karriere des späteren Generalfeldmarschalls im nächsten Weltkrieg dürfte ja jedem bekannt sein.
Der oben bereits erwähnte Ivo Krajnik fand in den 60er Jahren das Tagebuch des italienischen Soldaten Carlo Emilio Gadda aus Karfreit. Aufgrund der Angaben dieses Tagebuchs begann er und später auch sein Sohn, systematisch auf den ehemaligen Schlachtfeldern zu graben. Die gefundenen Dinge sind heute in dem kleinen Museum ausgestellt und geben Zeugnis vom Leben der Soldaten an der Front.
Solche Öfen dienten nicht nur zum Heizen der Höhlen und Unterstände, sondern auch zum Erwärmen und Kochen von Speisen. Sicherlich hatte damals nicht jeder Soldat eine warme Stube. War ein Ofen überhaupt vorhanden, mangelte es immer wieder auch an Heizmaterial.
Links die auch heute noch gleichen Flaschen für Odol Mundwasser, Untensilien zum Rasieren und Haare schneiden und auch Fläschen für Medizin.
Die isolierte Kiste mit dem Topf im Inneren diente dazu, Soldaten, die abseits der Feldküche eingesetzt waren, warmes Essen zu bringen. Ich bezweifle, daß das Essen immer bei diesen warm angekommen ist wenn es überhaupt regelmäßig etwas zu essen gab.
Solche Petroleumlampen erhellten die Unterstände sicherlich nicht besonders. Meistens wird es kalt und dunkel in den Unterständen gewesen sein.
Sicherlich war das Warten auf den nächsten Angriff langweilig und schlug sich auf die Psyche nieder. Ein Foto der Liebsten zuhause, der Einheit, des Kaisers oder eine Postkarte waren oft der einzige Trost für die Soldaten.
Erst nach 1991 wurde im Obergeschoß dieses Museums eine neue Abteilung eingerichtet. Diese erinnert an den Unabhängigkeitskrieg Sloweniens von Jugoslawien. Dieser Krieg dauerte zum Glück nicht allzu lange und forderte nur wenige Opfer. Trotzdem ist er für die nationale Identität Sloweniens wichtig. Gibt es doch zum ersten Mal in der Geschichte einen Nationalstaat.
In Kobarid gibt es ein Museum welches an die Schlacht von Kobarid erinnert. Im Gegensatz zu der kleinen hier gezeigten Ausstellung geht es dort um strategische Dinge, Waffen und andere militärische Details.
Die Route durch das Socatal habe ich euch ja bereits vor Jahren in diesem Bericht vorgestellt.
http://www.adriaforum.com/kroatien/threads/Über-den-predelpaß-ins-socatal.65842/#post-647269
jürgen
Mir war schon bekannt, daß diese Gegend im Ersten Weltkrieg zwischen den Österreichern und Italienern hat umkämpft war. Überall im Socatal gibt es heute noch Reste der Befestigungsanlagen.
Mitten in der Kleinstadt Kobarid steht diese alte Kanone des deutschen Herstellers Krupp aus dem Jahr 1911. Im Jahr 1968 hat ein Einheimischer namens Ivo Krajnik gemeinsam mit Freunden das Ding aus dem Fluß Soca geborgen. Nach der Restaurierung wurde die Haubitze hier aufgestellt.
Wenn man sich von Süden her Kobarid nähert, fällt jedem ein seltsames Gebäude oberhalb der Stadt auf. Es handelt sich um das italienische Beinhaus in welchem den italienischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs gedacht wird.
Im Jahr 1938 wurde die Anlage errichtet und unter Anwesenheit des damaligen Diktators Benito Mussolini eingeweiht. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel die Gegend, die zuvor jahrhundertelang zu Österreich gehörte als eine Art Kriegsbeute an Italien. Wie viele andere Gedenkstätten, die in den 20er und 30er Jahren in Italien errichtet wurden ging es weniger darum, den Gefallenen zu gedenken, sondern ein Zeichen von Italiens Größe zu setzen.
Im Zentrum steht die Kirche des Heiligen Antonius von Padua.
Von der Anlage aus kann man den Verlauf der Soca in Richtung Süden erkennen.
Kobarid liegt westlich des Flusses, der den italienischen Namen Isonzo trägt. Hier bildet ein Tal den Übergang in die Region Friaul Julisch Venetien im heutigen Italien.
Die „ewige Flamme“ ist mittlerweile erloschen.
Nebenan befindet sich ein kleines Museum in diesem Häuschen. Im Erdgeschoß wird anhand von Gegenständen und Bildern an das Leben der Soldaten im Ersten Weltkrieg erinnert.
Es gab insgesamt 12 Isonzoschlachten von 1915 bis 1917.
https://de.wikipedia.org/wiki/Isonzoschlachten
Deren Verlauf ist zwar nicht kriegsentscheidend gewesen. Trotzdem sollte man ein paar Dinge in diesem Zusammenhang wissen. Ähnlich wie an der Westfront gab es hier einen Stellungskrieg. Die Soldaten gruben sich ein, durchlöcherten die Berge und beschossen sich gegenseitig auch mit Giftgas. Lediglich die zwölfte Isonzoschlacht im Oktober 1917 hatte eine hohe strategische Bedeutung. Mit Hilfe frischer Truppen aus dem Deutschen Reich gelang es den Österreichern innerhalb weniger Tage, die italienische Front zu durchbrechen und bis zum Piavefluß vorzustoßen. Dabei kamen in nicht einmal einer Woche ca. 300.000 Italiener in Kriegsgefangenschaft. Die Zahl der Opfer ist auch heute noch nicht bekannt, weil nach der Machtergreifung Mussolinis im Jahr 1922 diese Niederlage verharmlost und Opferzahlen bewußt niedrig angesetzt wurden.
Auf deutsch-österreichischer Seite war im übrigen ein junger württembergischer Oberleutnant namens Erwin Rommel mit seiner Kompanie so erfolgreich, daß er die damals höchste Auszeichnung, den Orden „Pur le Mérite“ erhielt. Die weitere Karriere des späteren Generalfeldmarschalls im nächsten Weltkrieg dürfte ja jedem bekannt sein.
Der oben bereits erwähnte Ivo Krajnik fand in den 60er Jahren das Tagebuch des italienischen Soldaten Carlo Emilio Gadda aus Karfreit. Aufgrund der Angaben dieses Tagebuchs begann er und später auch sein Sohn, systematisch auf den ehemaligen Schlachtfeldern zu graben. Die gefundenen Dinge sind heute in dem kleinen Museum ausgestellt und geben Zeugnis vom Leben der Soldaten an der Front.
Solche Öfen dienten nicht nur zum Heizen der Höhlen und Unterstände, sondern auch zum Erwärmen und Kochen von Speisen. Sicherlich hatte damals nicht jeder Soldat eine warme Stube. War ein Ofen überhaupt vorhanden, mangelte es immer wieder auch an Heizmaterial.
Links die auch heute noch gleichen Flaschen für Odol Mundwasser, Untensilien zum Rasieren und Haare schneiden und auch Fläschen für Medizin.
Die isolierte Kiste mit dem Topf im Inneren diente dazu, Soldaten, die abseits der Feldküche eingesetzt waren, warmes Essen zu bringen. Ich bezweifle, daß das Essen immer bei diesen warm angekommen ist wenn es überhaupt regelmäßig etwas zu essen gab.
Solche Petroleumlampen erhellten die Unterstände sicherlich nicht besonders. Meistens wird es kalt und dunkel in den Unterständen gewesen sein.
Sicherlich war das Warten auf den nächsten Angriff langweilig und schlug sich auf die Psyche nieder. Ein Foto der Liebsten zuhause, der Einheit, des Kaisers oder eine Postkarte waren oft der einzige Trost für die Soldaten.
Erst nach 1991 wurde im Obergeschoß dieses Museums eine neue Abteilung eingerichtet. Diese erinnert an den Unabhängigkeitskrieg Sloweniens von Jugoslawien. Dieser Krieg dauerte zum Glück nicht allzu lange und forderte nur wenige Opfer. Trotzdem ist er für die nationale Identität Sloweniens wichtig. Gibt es doch zum ersten Mal in der Geschichte einen Nationalstaat.
In Kobarid gibt es ein Museum welches an die Schlacht von Kobarid erinnert. Im Gegensatz zu der kleinen hier gezeigten Ausstellung geht es dort um strategische Dinge, Waffen und andere militärische Details.
Die Route durch das Socatal habe ich euch ja bereits vor Jahren in diesem Bericht vorgestellt.
http://www.adriaforum.com/kroatien/threads/Über-den-predelpaß-ins-socatal.65842/#post-647269
jürgen