Anfang November 2012 habe ich endlich die Zeit gefunden, eine geplante Wanderung vom Thermalbad Istarske Toplice im Mirnatal nach Cabarnica zu unternehmen. Im Sommer war es mir bisher zu heiß dafür und schließlich war die Anreise von meinem Daueraufenthaltsort Liznjan an der Südspitze Istriens mit einer Stunde ja auch nicht zu unterschätzen.
Angeregt wurde ich durch diesen Bericht von Olifan:
http://www.adriaforum.com/kroatien/...rske-toplice-nach-cabarnica-bei-zrenj-t52178/
Unterschätzt habe ich bei dieser an sich sehr schönen Wanderung die früh einbrechende Dunkelheit. Doch dazu später näheres.
Auto am Parkplatz der Kurklinik abgestellt, Bergschuhe geschnürt, Rucksack mit Essen und Trinken und Regenkleidung bestückt und es kann losgehen.
Der Einstieg zum so gut wie nicht markierten Weg ist nicht ganz einfach zu finden. Man geht am neueren Teil der Kuranlagen nach Osten vorbei und überquert den alten Minigolfplatz.
An dessen oberem Ende findet man einen Trampelpfad, der nach oben in einen breiteren Weg mündet. Vorbei an einem alten Trafo-Häuschen führt dieser Weg in Serpentinen nach oben.
Wer genau hinsieht, kann erkennen, dass dieser Weg scheinbar schon vor langer Zeit mit Steinen befestigt wurde.
Anscheinend diente dieser Steig wohl einmal dem Handel der Region. Wegmarkierungen gibt es hier keine. Allerdings kann man sich nun auch nicht mehr verlaufen.
Bereits nach 15 Minuten Gehzeit hat man diesen Ausblick auf die Kuranlagen. Diese kann man im Verlauf der ersten Stunde immer wieder von höheren Stellen aus erkennen.
Blickt man nach links, kann man eine Einrichtung der istrianischen Wasserversorgung erkennen.
Diese kaum mehr lesbare Wegmarkierung zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Dieser Kater hat mich eine Zeitlang begleitet.
Man gewinnt schnell an Höhe und kann so in der Ferne das Cicarija-Gebirge oder den heute wolkenverhangenen Ucka erkennen. Auch Motovun ist in der Ferne gut zu sehen.
Nach etwa einer Stunde Gehzeit gelangt man in den Weiler Znjidarici wo dieses Haus stilgerecht als Ferienunterkunft hergerichtet wurde.
Italienische Pkw vor einem renovierten alten Steinhaus zeugen davon, dass auch die benachbarten Italiener die Schönheit und Abgeschiedenheit der Gegend zu schätzen wissen. Dieses Foto entstand allerdings etwas später – Erklärung dazu folgt…
Ab Znjidaricai geht’s weiter auf einer asphaltierten Straße.
Am Rande einer Weggaberlung habe ich diese „Maronimaschine“ gesehen. Ich habe das Ding so getauft, weil es offenbar seit langer Zeit unter einem Maronibaum vor sich hin rostet.
Der frühere Zweck des Geräts blieb mir verborgen, obwohl ich auch das „Ersatzteillager“ einer genaueren Betrachtung unterzog.
Schon bald entdeckte ich in der Ferne Zrenj. Diesen Ort habe ich jedoch nicht für mein heutiges Etappenziel ausgesucht. Vielmehr wollte ich nach Cabarnica und dort im Agriturismo Gardina einkehren.
Dazu geht’s kurz vor Zrenj rechts ab und nach etwa einem Kilometer hatte ich das Ziel meiner heutigen Wanderung erreicht.
Über die Räumlichkeit, die Küche und den hervorragenden Wein möchte ich nicht viele Worte verlieren. Wildschwein mit hausgemachten Fuzi (45 Kuna), Griesnockerlsuppe (20 Kuna) und ein halber Liter Teran (der Liter zu 40 Kuna) verbunden mit einem zugegebenermaßen recht rassen Grappa verleiteten mich dazu, etwas länger sitzenzubleiben als geplant.
Schließlich brach ich gegen 16.00 Uhr auf um den Rückweg nach Istarske Toplice anzutreten. Ich musste mich beeilen, da mir ja eigentlich bekannt ist, dass die Nacht in dieser Gegend immer früher als zuhause und noch dazu recht schnell einbricht.
So sollte es eigentlich dazu reichen, dass ich so gerade noch bei Dämmerung wieder bei meinem Auto bin um dann im Wellnessbereich des Thermalbades zu entspannen.
Weit gefehlt. Nun geschah das mir als eigentlich bergerfahrenem Allgäuer Unmögliche. Kurz nach Znjidarici blieb ich auf dem Feldweg, anstatt geradeaus durch den Weinberg den richtigen Weg zu nehmen. Ohne Markierung schaut hier einfach alles gleich aus.
Es kam, was kommen musste. Ich erkannte schon bald, auf dem falschen Weg zu sein, dachte jedoch, insbesondere deshalb, weil mir ein Rollerfahrer entgegenkam, dass ich schon irgendwie wieder zu meinem Auto gelangen würde.
Weit gefehlt. Schon fast bei Dunkelheit stand ich auf einem Felsen östlich und oberhalb des Themalbades und konnte zwar mein Auto sehen, der Weg jedoch endete hier.
Nicht lange überlegt kehrte ich auf der Stelle um und hoffte, durch den relativ lichten Wald im Dunkeln zumindest bis nach Znjidarici zu finden um hier Hilfe zu erbeten. Am Rückweg hatte ich ja immerhin zwei Pkw mit italienischen Kennzeichen dort gesehen. Die würden mir sicherlich helfen können oder evtl. ein Taxi rufen.
Ich kam zwar bei vollständiger Dunkelheit, Gott sei Dank war der Himmel kaum bewölkt und so sah ich wenigstens schemenhaft etwas, in Znjidarici an, die Italiener waren jedoch ausgeflogen. In der gegenüberliegenden Landwirtschaft wurde ich nur von zwei Kettenhunden begrüßt, von denen ich nicht sagen konnte, ob sie schon zu Abend gegessen haben.
Deshalb blieb mir also gar nichts anderes übrig, als wieder ins Agriturismo Gardina zu laufen und dort um Hilfe zu bitten. Ich wusste, dass die öffentliche Straße über Oprtalj und Livade nach Istarske Toplice etwa eine Strecke von 15 km war. Die konnte und wollte ich bei völliger Dunkelheit nicht zu Fuß absolvieren.
Nun erwies sich der Wirt Gianni mit seinem Sohn Patrick als wahrer Helfer in der Not. Ich schilderte mein Schicksal und erbat, ein Taxi zu rufen oder mir nach Möglichkeit eine Fahrgelegenheit zu meinem Auto zu besorgen.
Er erklärte mir, sein Sohn würde mich in etwa einer halben Stunde zum Themalbad fahren. Ich möge mich einstweilen in der Gaststätte ausruhen. Anscheinend sah ich dermaßen abgekämpft aus, weil Gianni mir sofort einen halben Liter Teran und Schinken, Käse und Brot hinstellte.
Bewundert, belächelt oder bemitleidet von den anderen Gästen, ausschließlich Kroaten und Italiener, versehen mit unterschiedlichen Kommentaren, die ich nur zum Teil verstand, schmeckte mir diese Brotzeit so gut wie schon lange nicht mehr.
Tatsächlich dauerte es dann etwas länger als eine halbe Stunde, bis Patrick mich mit seinen jugendlichen Fahrkünsten (Schwitz!) in kurzer Zeit zu meinem Auto brachte.
Was bleibt ist die Erfahrung, dass ich nicht noch einmal zu lange sitzen bleibe, obwohl es gemütlich ist und die Erkenntnis, dass Gastfreundschaft bei manchen Menschen nicht bloß eine Floskel ist. Im übrigen hat Gianni sich hartnäckig geweigert, sich den Wein und die Brotzeit bezahlen zu lassen. Patrick habe ich dann gegen seinen Willen für seine Freundlichkeit entschädigt.
Ich werde sicher wieder kommen. Der Weg nach Cabarnica ist eine herrliche Wanderung. Auch empfehle ich den Agriturismo allen, die nicht so gut zu Fuß sind. Von Cabarnica aus hat man einen schönen Blick in Richtung Buzet und Cicarija bis zum Ucka.
Verbunden mit großem Dank der Familie von Gianni Gardina kann ich jedem Naturfreund diese Wanderung empfehlen. Wer gehfaul oder nicht mehr ganz so fit ist, kann ja über Oprtalj und Zrenj an das Ziel meiner Wanderung mit dem Pkw fahren.
Jürgen
Angeregt wurde ich durch diesen Bericht von Olifan:
http://www.adriaforum.com/kroatien/...rske-toplice-nach-cabarnica-bei-zrenj-t52178/
Unterschätzt habe ich bei dieser an sich sehr schönen Wanderung die früh einbrechende Dunkelheit. Doch dazu später näheres.
Auto am Parkplatz der Kurklinik abgestellt, Bergschuhe geschnürt, Rucksack mit Essen und Trinken und Regenkleidung bestückt und es kann losgehen.
Der Einstieg zum so gut wie nicht markierten Weg ist nicht ganz einfach zu finden. Man geht am neueren Teil der Kuranlagen nach Osten vorbei und überquert den alten Minigolfplatz.
An dessen oberem Ende findet man einen Trampelpfad, der nach oben in einen breiteren Weg mündet. Vorbei an einem alten Trafo-Häuschen führt dieser Weg in Serpentinen nach oben.
Wer genau hinsieht, kann erkennen, dass dieser Weg scheinbar schon vor langer Zeit mit Steinen befestigt wurde.
Anscheinend diente dieser Steig wohl einmal dem Handel der Region. Wegmarkierungen gibt es hier keine. Allerdings kann man sich nun auch nicht mehr verlaufen.
Bereits nach 15 Minuten Gehzeit hat man diesen Ausblick auf die Kuranlagen. Diese kann man im Verlauf der ersten Stunde immer wieder von höheren Stellen aus erkennen.
Blickt man nach links, kann man eine Einrichtung der istrianischen Wasserversorgung erkennen.
Diese kaum mehr lesbare Wegmarkierung zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Dieser Kater hat mich eine Zeitlang begleitet.
Man gewinnt schnell an Höhe und kann so in der Ferne das Cicarija-Gebirge oder den heute wolkenverhangenen Ucka erkennen. Auch Motovun ist in der Ferne gut zu sehen.
Nach etwa einer Stunde Gehzeit gelangt man in den Weiler Znjidarici wo dieses Haus stilgerecht als Ferienunterkunft hergerichtet wurde.
Italienische Pkw vor einem renovierten alten Steinhaus zeugen davon, dass auch die benachbarten Italiener die Schönheit und Abgeschiedenheit der Gegend zu schätzen wissen. Dieses Foto entstand allerdings etwas später – Erklärung dazu folgt…
Ab Znjidaricai geht’s weiter auf einer asphaltierten Straße.
Am Rande einer Weggaberlung habe ich diese „Maronimaschine“ gesehen. Ich habe das Ding so getauft, weil es offenbar seit langer Zeit unter einem Maronibaum vor sich hin rostet.
Der frühere Zweck des Geräts blieb mir verborgen, obwohl ich auch das „Ersatzteillager“ einer genaueren Betrachtung unterzog.
Schon bald entdeckte ich in der Ferne Zrenj. Diesen Ort habe ich jedoch nicht für mein heutiges Etappenziel ausgesucht. Vielmehr wollte ich nach Cabarnica und dort im Agriturismo Gardina einkehren.
Dazu geht’s kurz vor Zrenj rechts ab und nach etwa einem Kilometer hatte ich das Ziel meiner heutigen Wanderung erreicht.
Über die Räumlichkeit, die Küche und den hervorragenden Wein möchte ich nicht viele Worte verlieren. Wildschwein mit hausgemachten Fuzi (45 Kuna), Griesnockerlsuppe (20 Kuna) und ein halber Liter Teran (der Liter zu 40 Kuna) verbunden mit einem zugegebenermaßen recht rassen Grappa verleiteten mich dazu, etwas länger sitzenzubleiben als geplant.
Schließlich brach ich gegen 16.00 Uhr auf um den Rückweg nach Istarske Toplice anzutreten. Ich musste mich beeilen, da mir ja eigentlich bekannt ist, dass die Nacht in dieser Gegend immer früher als zuhause und noch dazu recht schnell einbricht.
So sollte es eigentlich dazu reichen, dass ich so gerade noch bei Dämmerung wieder bei meinem Auto bin um dann im Wellnessbereich des Thermalbades zu entspannen.
Weit gefehlt. Nun geschah das mir als eigentlich bergerfahrenem Allgäuer Unmögliche. Kurz nach Znjidarici blieb ich auf dem Feldweg, anstatt geradeaus durch den Weinberg den richtigen Weg zu nehmen. Ohne Markierung schaut hier einfach alles gleich aus.
Es kam, was kommen musste. Ich erkannte schon bald, auf dem falschen Weg zu sein, dachte jedoch, insbesondere deshalb, weil mir ein Rollerfahrer entgegenkam, dass ich schon irgendwie wieder zu meinem Auto gelangen würde.
Weit gefehlt. Schon fast bei Dunkelheit stand ich auf einem Felsen östlich und oberhalb des Themalbades und konnte zwar mein Auto sehen, der Weg jedoch endete hier.
Nicht lange überlegt kehrte ich auf der Stelle um und hoffte, durch den relativ lichten Wald im Dunkeln zumindest bis nach Znjidarici zu finden um hier Hilfe zu erbeten. Am Rückweg hatte ich ja immerhin zwei Pkw mit italienischen Kennzeichen dort gesehen. Die würden mir sicherlich helfen können oder evtl. ein Taxi rufen.
Ich kam zwar bei vollständiger Dunkelheit, Gott sei Dank war der Himmel kaum bewölkt und so sah ich wenigstens schemenhaft etwas, in Znjidarici an, die Italiener waren jedoch ausgeflogen. In der gegenüberliegenden Landwirtschaft wurde ich nur von zwei Kettenhunden begrüßt, von denen ich nicht sagen konnte, ob sie schon zu Abend gegessen haben.
Deshalb blieb mir also gar nichts anderes übrig, als wieder ins Agriturismo Gardina zu laufen und dort um Hilfe zu bitten. Ich wusste, dass die öffentliche Straße über Oprtalj und Livade nach Istarske Toplice etwa eine Strecke von 15 km war. Die konnte und wollte ich bei völliger Dunkelheit nicht zu Fuß absolvieren.
Nun erwies sich der Wirt Gianni mit seinem Sohn Patrick als wahrer Helfer in der Not. Ich schilderte mein Schicksal und erbat, ein Taxi zu rufen oder mir nach Möglichkeit eine Fahrgelegenheit zu meinem Auto zu besorgen.
Er erklärte mir, sein Sohn würde mich in etwa einer halben Stunde zum Themalbad fahren. Ich möge mich einstweilen in der Gaststätte ausruhen. Anscheinend sah ich dermaßen abgekämpft aus, weil Gianni mir sofort einen halben Liter Teran und Schinken, Käse und Brot hinstellte.
Bewundert, belächelt oder bemitleidet von den anderen Gästen, ausschließlich Kroaten und Italiener, versehen mit unterschiedlichen Kommentaren, die ich nur zum Teil verstand, schmeckte mir diese Brotzeit so gut wie schon lange nicht mehr.
Tatsächlich dauerte es dann etwas länger als eine halbe Stunde, bis Patrick mich mit seinen jugendlichen Fahrkünsten (Schwitz!) in kurzer Zeit zu meinem Auto brachte.
Was bleibt ist die Erfahrung, dass ich nicht noch einmal zu lange sitzen bleibe, obwohl es gemütlich ist und die Erkenntnis, dass Gastfreundschaft bei manchen Menschen nicht bloß eine Floskel ist. Im übrigen hat Gianni sich hartnäckig geweigert, sich den Wein und die Brotzeit bezahlen zu lassen. Patrick habe ich dann gegen seinen Willen für seine Freundlichkeit entschädigt.
Ich werde sicher wieder kommen. Der Weg nach Cabarnica ist eine herrliche Wanderung. Auch empfehle ich den Agriturismo allen, die nicht so gut zu Fuß sind. Von Cabarnica aus hat man einen schönen Blick in Richtung Buzet und Cicarija bis zum Ucka.
Verbunden mit großem Dank der Familie von Gianni Gardina kann ich jedem Naturfreund diese Wanderung empfehlen. Wer gehfaul oder nicht mehr ganz so fit ist, kann ja über Oprtalj und Zrenj an das Ziel meiner Wanderung mit dem Pkw fahren.
Jürgen